Lebensstile und Raumpräferenzen älterer Menschen

Lifestyle and spatial preferences of elderly people

  • Die vorliegende Arbeit ergründet die Zusammenhänge zwischen alterspezifischen Lebensstilkonzepten und raumrelevanten Fragestellungen, d. h. nach Lebensstilen älterer Menschen und auf den Raum bezogene Einstellungsmuster und Verhaltensweisen. Mit Hilfe einer empirischen Studie in Ellwangen an der Jagst soll der Frage nachgegangen werden, ob älterer Menschen lebensstilspezifische, raumbezogene Präferenzen aufweisen. Nach inhaltlichen und statistischen Kriterien konnten vier verschiedene Lebensstile älterer Menschen identifiziert werden: Hyperaktivisten, Reaktivisten, Proaktivisten und Inaktivisten. Trotz einer deutlichen Pluralisierungstendenz bei älteren Menschen wird deutlich, dass sich die identifizierten Lebensstile im Wesentlichen an herkömmlichen Schichten orientieren. Ursache dafür ist zum einen die allgemeine Wohlstandsentwicklung, die die Versorgungslage im vergangenen Jahrhundert kontinuierlich relativiert hat. Zum anderen führte der Prozess der Tertiarisierung dazu, dass sichDie vorliegende Arbeit ergründet die Zusammenhänge zwischen alterspezifischen Lebensstilkonzepten und raumrelevanten Fragestellungen, d. h. nach Lebensstilen älterer Menschen und auf den Raum bezogene Einstellungsmuster und Verhaltensweisen. Mit Hilfe einer empirischen Studie in Ellwangen an der Jagst soll der Frage nachgegangen werden, ob älterer Menschen lebensstilspezifische, raumbezogene Präferenzen aufweisen. Nach inhaltlichen und statistischen Kriterien konnten vier verschiedene Lebensstile älterer Menschen identifiziert werden: Hyperaktivisten, Reaktivisten, Proaktivisten und Inaktivisten. Trotz einer deutlichen Pluralisierungstendenz bei älteren Menschen wird deutlich, dass sich die identifizierten Lebensstile im Wesentlichen an herkömmlichen Schichten orientieren. Ursache dafür ist zum einen die allgemeine Wohlstandsentwicklung, die die Versorgungslage im vergangenen Jahrhundert kontinuierlich relativiert hat. Zum anderen führte der Prozess der Tertiarisierung dazu, dass sich klassische Arbeiterstrukturen auflösten und die berufliche Stellung einen anderen Stellenwert in der Gesellschaft erlangte. Die Analyse der Lebensstile hinsichtlich ihrer Raumwahrnehmung und Raumbewertung zeigte, dass jeder Lebensstil unterschiedliche Raumpräferenzen aufweist (Raumpräferenzen im Sinne dieser Arbeit sind aus der Ausübung der Grunddaseinsfunktionen resultierende Anforderungen an den Raum). Aus den Qualitäten der Raumbewertung der einzelnen Lebensstile konnten folgende "raumbezeichnende" neue Namen für die Lebensstile ermittelt werden: Reaktivisten korrespondieren mit Raumskeptikern, Hyperaktivisten mit Raumubiquisten, Proaktivisten mit Raumpotentaten und Inaktivisten mit Raumkonformisten. Mit der Bildung der Raumpräferenztypen konnten deutlich differierende Raumverhaltensmuster und Raumwahrnehmungen ermittelt werden. Ein räumlicher Wahrnehmungsfilter hat demnach Auswirkungen auf die Lebensstilzugehörigkeit und dürfte vor allem von den Einstellungen und Wertorientierungen sowie von Freizeitmustern geprägt sein. Die Zugehörigkeit zu einem Lebensstil beeinflusst also die Verwertung von Umweltreizen ebenso wie die Bildung und das Alter. Die Bewertung verschiedener Aspekte der Stadt Ellwangen durch die älteren Einwohner ergibt deutliche Unterschiede in der Raumwahrnehmung. Dabei korrespondieren die unterschiedlichen Wahrnehmungen jeweils mit den lebensstilspezifischen Wertvorstellungen und Lebensphilosophien. 24 Stunden stehen dem Konsumenten über das Internet und das Fernsehen nahezu unbegrenzte Freizeitangebote zur Verfügung. Wer Musik hören will, muss sich nicht mehr unbedingt eine Aufführung live ansehen – man spielt eine DVD ab oder lädt sich die entsprechenden digitalen Informationen aus dem Internet herunter. Vor allem für ältere Menschen bieten sich hier neuartige Möglichkeiten der Gestaltung ihrer (quantitativ überdurchschnittlich zur Verfügung stehenden) Freizeit. Und da sich das Technikverständnis und die Techniknutzung von Generation zu Generation erhöhen, werden neue Unterhaltungsmedien und Informationsquellen in Zukunft auch zunehmend von älteren Menschen genutzt. Wie die Untersuchung zeigte, ist ein höheres Technikverständnis bereits heute für die "jüngeren Alten" keine Ausnahme. Das hat enorme Auswirkungen auf die Bildung von Lebensstilen, da demnach Verhaltensgewohnheiten, Freizeitvorlieben und Einstellungen unabhängiger von Raum und Zeit geworden sind. Folgerichtig hat die vorliegende Untersuchung auf die Frage nach den räumlichen Konsequenzen dort nach Antworten gesucht, wo die räumlichen Veränderungen ihren Ursprung haben: in der Gesellschaft. Bezogen auf die Grunddaseinfunktionen zeigt die Untersuchung, dass eine Bedeutungsverlagerung stattfindet. Durch den Übergang vom Erwerbsleben in den Ruhestand gewinnt zu Lasten der Grunddaseinfunktion "Arbeiten" vor allem das "sich erholen" an Bedeutung. Generell verändert sich die Ausübung der Grunddaseinsfunktionen mit zunehmendem Alter, beeinflusst durch das zunehmende Zeitbudget und den altersspezifischen Lebensstil. Bei den Raumskeptikern, Raumubiquisten und Raumpotentaten – wobei es sich um die durchschnittlich jüngeren Gruppen unter 70 Jahren handelt – zeigt sich ein relativ hohes Maß an räumlicher und gesellschaftlicher Partizipation. Hier wird Raum aufgrund der meist guten körperlichen Verfassung nur selten als Hindernis empfunden. Diese Gruppen werden demnach häufig direkt über die Ausübung ihrer Grunddaseinsfunktionen im Raum wirksam. Bei den Raumkonformisten hingegen ist ein weiterer Bedeutungsverlust der Grunddaseinfunktionen festzustellen. Vielfach sind die Bedürfnisse, z. B. "sich zu versorgen" oder "sich zu bilden", auf das Mindestmaß reduziert. Es ist aber davon auszugehen, dass durch den Einsatz neuer Informations- und Kommunikationstechnologien für ältere Menschen in Zukunft wieder die Möglichkeit besteht, ihre Grunddaseinsfunktionen verstärkt auszuüben.show moreshow less
  • The study at hand analyses the correlation between age specific life style concepts and social geographic realities.

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Metadaten
Author:Bernhard KräußlichGND
URN:urn:nbn:de:bvb:384-opus-14840
Frontdoor URLhttps://opus.bibliothek.uni-augsburg.de/opus4/1363
Advisor:Markus Hilpert
Type:Doctoral Thesis
Language:German
Publishing Institution:Universität Augsburg
Granting Institution:Universität Augsburg, Fakultät für Angewandte Informatik
Date of final exam:2009/06/12
Release Date:2010/03/03
Tag:lifestyle; demography; elderly; social geography
GND-Keyword:Ellwangen <Jagst>; Alter; Lebensstil; Geographischer Raum; Sozialgeographie; Bevölkerungsentwicklung; Korrespondenzanalyse
Institutes:Fakultät für Angewandte Informatik
Fakultät für Angewandte Informatik / Institut für Geographie
Fakultät für Angewandte Informatik / Institut für Geographie / Lehrstuhl für Humangeographie und Transformationsforschung
Dewey Decimal Classification:3 Sozialwissenschaften / 30 Sozialwissenschaften, Soziologie / 300 Sozialwissenschaften
Licence (German):Deutsches Urheberrecht