'Linksversetzungen' im Mittelhochdeutschen als Beispiel narrativer Syntax

  • Linksversetzungen (e.g. Meine Tante, die hat uns oft aus dem Parzival vorgelesen.; im Folgenden LV) gelten übereinzelsprachlich als ein typisches Charakteristikum gesprochener Sprache bzw. als Anzeichen einer ‚oralen‘ Syntax. Diese Bewertung korreliert mit dem Befund, dass LV im Mittel- und Frühneuhochdeutschen tendenziell frequenter in denjenigen Textsorten vorkommen, die der konzeptionellen Mündlichkeit nahestehen (Lötscher 1994: 48). Anders als man aufgrund des ‚oralen‘ Charakters der LV erwarten könnte, sind diese im Nibelungenlied jedoch häufiger in den narrativen als in den Dialog-Passagen belegt (Zeman 2022). Auf der Suche nach einer Erklärung für diesen Befund vergleicht der Beitrag die Textfunktionen der LV im Nibelungenlied und im Tristan und zeigt, dass LV in beiden Versepen narrative Funktionen der (Re-)Aktualisierung einzelner Diskursreferenten leisten und damit nicht nur als Charakteristika der Mündlichkeit anzusehen sind, sondern auch als Charakteristika des mündlichenLinksversetzungen (e.g. Meine Tante, die hat uns oft aus dem Parzival vorgelesen.; im Folgenden LV) gelten übereinzelsprachlich als ein typisches Charakteristikum gesprochener Sprache bzw. als Anzeichen einer ‚oralen‘ Syntax. Diese Bewertung korreliert mit dem Befund, dass LV im Mittel- und Frühneuhochdeutschen tendenziell frequenter in denjenigen Textsorten vorkommen, die der konzeptionellen Mündlichkeit nahestehen (Lötscher 1994: 48). Anders als man aufgrund des ‚oralen‘ Charakters der LV erwarten könnte, sind diese im Nibelungenlied jedoch häufiger in den narrativen als in den Dialog-Passagen belegt (Zeman 2022). Auf der Suche nach einer Erklärung für diesen Befund vergleicht der Beitrag die Textfunktionen der LV im Nibelungenlied und im Tristan und zeigt, dass LV in beiden Versepen narrative Funktionen der (Re-)Aktualisierung einzelner Diskursreferenten leisten und damit nicht nur als Charakteristika der Mündlichkeit anzusehen sind, sondern auch als Charakteristika des mündlichen Erzählens. Dieses Ergebnis führt zu einem modifizierten Blick auf die Textsortenabhängigkeit der LV und ihrer Entwicklungslinie in der Diachronie des Deutschen.show moreshow less

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Metadaten
Author:Sonja ZemanGND
URN:urn:nbn:de:bvb:384-opus4-1107011
Frontdoor URLhttps://opus.bibliothek.uni-augsburg.de/opus4/110701
ISSN:1869-7046OPAC
Parent Title (German):Jahrbuch für Germanistische Sprachgeschichte
Publisher:de Gruyter
Place of publication:Berlin
Type:Article
Language:German
Year of first Publication:2023
Embargo Date:2024/07/25
Publishing Institution:Universität Augsburg
Release Date:2024/01/09
Volume:14
Issue:1
First Page:68
Last Page:84
DOI:https://doi.org/10.1515/jbgsg-2023-0007
Institutes:Philologisch-Historische Fakultät
Philologisch-Historische Fakultät / Germanistik
Philologisch-Historische Fakultät / Germanistik / Lehrstuhl für Deutsche Sprachwissenschaft
Dewey Decimal Classification:4 Sprache / 43 Deutsch, germanische Sprachen allgemein / 430 Germanische Sprachen; Deutsch
Licence (German):Deutsches Urheberrecht