Verletzen sich jugendliche Patienten unter einer Medikation mit Benzodiazepinen in einem stationären jugendpsychiatrischen Setting häufiger selbst?
- Hintergrund: Nichtsuizidales selbstverletzendes Verhalten (NSSV) ist die freiwillige, direkte Zerstörung oder Veränderung des eigenen Körpergewebes ohne suizidale Absicht. NSSV tritt häufig bei Jugendlichen mit einer psychiatrischen Erkrankung auf. Diese Jugendliche werden psychopharmakologisch regelhaft mit Benzodiazepinen behandelt. Die Evidenz und die Risiko-Nutzen-Bewertung für solche Strategien sind jedoch begrenzt. Darauf aufbauend untersucht diese Promotion die Fragestellung, ob es unter der Einnahme von Benzodiazepinen zu einer statistisch signifikanten Häufung von NSSV bei stationär behandelten Jugendlichen gekommen ist.
Methoden: Zunächst wurden nach systematischer Literaturrecherche ein Review und eine Metaanalyse über den Einfluss von Psychopharmaka auf NSSV bei Jugendlichen durchgeführt und veröffentlicht. Eingeschlossen wurden Beobachtungsstudien oder randomisierte kontrollierte Studien (RCT) oder nicht-randomisierte kontrollierte Studien. N=7 Studien wurden qualitativHintergrund: Nichtsuizidales selbstverletzendes Verhalten (NSSV) ist die freiwillige, direkte Zerstörung oder Veränderung des eigenen Körpergewebes ohne suizidale Absicht. NSSV tritt häufig bei Jugendlichen mit einer psychiatrischen Erkrankung auf. Diese Jugendliche werden psychopharmakologisch regelhaft mit Benzodiazepinen behandelt. Die Evidenz und die Risiko-Nutzen-Bewertung für solche Strategien sind jedoch begrenzt. Darauf aufbauend untersucht diese Promotion die Fragestellung, ob es unter der Einnahme von Benzodiazepinen zu einer statistisch signifikanten Häufung von NSSV bei stationär behandelten Jugendlichen gekommen ist.
Methoden: Zunächst wurden nach systematischer Literaturrecherche ein Review und eine Metaanalyse über den Einfluss von Psychopharmaka auf NSSV bei Jugendlichen durchgeführt und veröffentlicht. Eingeschlossen wurden Beobachtungsstudien oder randomisierte kontrollierte Studien (RCT) oder nicht-randomisierte kontrollierte Studien. N=7 Studien wurden qualitativ beurteilt und davon N=4 Studien (Fallzahl: N=1193) in die Metaanalyse eingeschlossen. Darüber hinaus wurde eine retrospektive Übersichtsarbeit aus klinischen Routinedaten einer großen Kohorte (N=1140) von stationär behandelten Jugendlichen mit psychiatrischen Erkrankungen (mittleres Alter = 15,3±1,3 Jahre; 72,6% weiblich) durchgeführt und veröffentlicht. In vier separaten gemischten Regressionsmodellen wurde die Häufigkeit von NSSV zwischen Behandlungsperioden ohne Medikation und vier Medikamentenkategorien (Benzodiazepine, selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs), hoch- und niederpotente Antipsychotika) untersucht.
Ergebnisse: Es wurde gezeigt, dass nur eine geringe Evidenz für den Einfluss von Psychopharmaka auf NSSV bei Kindern und Jugendlichen besteht (N=7 Studien). Die retrospektive Datenauswertung ergab u.a. für Jugendliche mit einer affektiven Störung als Hauptdiagnose für die Behandlungszeiträume mit einer Festmedikation mit Benzodiazepinen signifikant mehr NSSV/Tag (p<10-8). Dies traf ebenfalls auf die drei anderen untersuchten Medikationskategorien zu.
Schlussfolgerungen: Es existiert wenig Evidenz über den Einfluss einer Behandlung mit Benzodiazepinen auf die Frequenz von NSSV bei Jugendlichen. In der Untersuchung korrelierte NSSV mit einer Behandlung mit Benzodiazepinen. Aufgrund der Assoziation der weiterer Psychopharmaka mit NSSV und des retrospektiven Designs der Studie bleibt es jedoch unklar, inwieweit Benzodiazepine die Häufigkeit von NSSV bei stationär behandelten Jugendlichen tatsächlich verändern.…

