Lebensstile und die Produktion von Stadträumen

  • Menschen erhalten durch die Orientierung im Raum Einflüsse, die ihr Handeln im Raum bestimmen. Das raumbezogene Handeln von Menschen kann als Produkt der Wahrnehmung der Handelnden von Räumen angesehen werden und in der weiteren Konsequenz ist soziales Handeln wechselseitig immer auf den Raum bezogen, es beeinflusst den Raum und wird vom Raum beeinflusst. Die Kategorie Raum ist deshalb ebenfalls als eine sozio-historische Kategorie anzusehen, da die Basis dieser wechselseitigen Beeinflussung von Raum und Handeln zum einen gesellschaftlicher Natur sein kann und zum anderen in Verbindung mit geschichtlichen Kontexten zu betrachten ist, wodurch der Raum somit einer steten Veränderung unterliegt. Diese Erkenntnis ist keineswegs als neu zu bezeichnen. Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts sind in der Chicagoer Schule Studien zum Thema Urbanisierung und Regionalisierung (Burgess et al. 1925) durchgeführt worden, welche einen solchen Einbezug der Kategorie Raum erkennen lassen. Auch dieMenschen erhalten durch die Orientierung im Raum Einflüsse, die ihr Handeln im Raum bestimmen. Das raumbezogene Handeln von Menschen kann als Produkt der Wahrnehmung der Handelnden von Räumen angesehen werden und in der weiteren Konsequenz ist soziales Handeln wechselseitig immer auf den Raum bezogen, es beeinflusst den Raum und wird vom Raum beeinflusst. Die Kategorie Raum ist deshalb ebenfalls als eine sozio-historische Kategorie anzusehen, da die Basis dieser wechselseitigen Beeinflussung von Raum und Handeln zum einen gesellschaftlicher Natur sein kann und zum anderen in Verbindung mit geschichtlichen Kontexten zu betrachten ist, wodurch der Raum somit einer steten Veränderung unterliegt. Diese Erkenntnis ist keineswegs als neu zu bezeichnen. Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts sind in der Chicagoer Schule Studien zum Thema Urbanisierung und Regionalisierung (Burgess et al. 1925) durchgeführt worden, welche einen solchen Einbezug der Kategorie Raum erkennen lassen. Auch die Ergebnisse soziographischer Studien (Tönnies 1930) und hierbei speziell die Studie zu den Arbeitslosen von Marienthal (Jahoda et al. 1933) zeigen eine Verbindung zwischen sozialem Handeln und räumlichen Begebenheiten. Weiter ist bekannt, dass fremde Personen in öffentlichen Räumen das Verhalten der (einheimischen) Menschen beeinflussen (Schroer 2006), dass überwachte (öffentliche) Räume das soziale Handeln der Menschen dort prägen bzw. verändern oder dass Jugendliche sich (halb)öffentliche Räume (wie zum Beispiel Shoppingmalls) durch diverse Nutzungs- und Umnutzungspraktiken aneignen. Eine auffallende Gemeinsamkeit dieser Diagnosen des sozialen Handelns im Raum ist der vornehmliche Bezug auf das Individuum. Die Mikroebene wird nicht verlassen, dabei liegt aber die Vermutung nahe, dass das soziale Handeln im Raum nicht individuell verschieden ist, sondern dass es innerhalb der Gesellschaft Gruppierungen gibt, welche sich in ihrem Verhalten ähneln, sich aber von anderen Gruppierungen unterscheiden. Dieser Eindruck entsteht auf der Basis einer gruppenspezifischen Produktion von Stadträumen. Die gruppenspezifisch bedingte subjektive Konstruktion von Wirklichkeit (Berger und Luckmann 2007) führt zu einem bestimmten Eindruck des Raumes bzw. im Raum, der die Grundlage für das Handeln des Einzelnen darstellt. Weiterhin wird angenommen, dass diese gruppenspezifischen Einflüsse der subjektiven Wahrnehmung auf die Lebensstile der Einzelnen zurückzuführen sind, also auf die Positionierung des Individuums innerhalb der Sozialstruktur. Angenommen wird, dass der Lebensstil des Einzelnen, der ja eine Gruppenzugehörigkeit markiert, eine Variable ist, die auf die subjektive Wahrnehmung Einfluss hat und somit den Eindruck des Raumes bestimmt. Die folgende Arbeit baut auf vorhandener Forschung auf, die Lebensstilkonzepte mit räumlichen Aspekten verknüpft. Sie will zeigen, wie unterschiedliche Lebensstile, welche unter anderem auch mit räumlichen Implikationen beschrieben werden können, ein divergentes räumlich-soziales Handeln hervorbringen. Auf der Ebene von Wahrnehmungen, Einstellungen und Handlungen sollen Zusammenhänge zwischen den Gruppen und ihrem räumlichen Verhalten gefunden werden. Menschen erhalten durch Orientierungen und Wahrnehmungen von räumlichen Begebenheiten einen Eindruck vom jeweiligen Raum in dem sie sich bewegen, der wiederum ihr räumlich-soziales Handeln im Raum erst bestimmt. Wie die unterschiedlichen Wahrnehmungen von Raum auf das soziale Handeln der Menschen Einfluss nehmen und das soziale Handeln Raum konstituiert, ist zentrales Thema dieser Studie. Ausgehend von der Wechselwirkung zwischen menschlichem Handeln und räumlich bedingtem Einfluss sollen etablierte analytische Konzepte zur Erfassung von sozialen Gruppen in Form von Lebensstilen – gemeint sind hierbei die Konzepte mit ihren jeweils vier Lebensstildimensionen von Hans-Peter Müller und Hartmut Lüdtke – erweitert werden um die Komponenten Raumbezug und Wahrnehmung von Raum, um die Unterschiede im räumlichen Handeln aufzuzeigen. Der Blick auf den Raum folgt den Überlegungen zur Produktion des Raumes von Henri Lefèbvre, welcher in seiner doppelten Triade des Raumes diesen als eine gesellschaftlich produzierte Wirklichkeit versteht und auch Vorschläge zu deren Identifikation macht. Axiomatische Annahme ist hierbei die Verabschiedung der Vorstellungen vom absoluten und statischen Raum hin zu einer ständigen Produktion von Raum, welche durch handelnde Akteure und gesellschaftliche Kollektive passiert. Diese Arbeit liefert einen Beitrag zur methodischen und inhaltlichen Weiterentwicklung der Raumforschung in Verbindung mit einer Anwendung des Lebensstilkonzeptes, die im Falle dieser Überlegungen über die reine Genese von Typologien hinausgehen soll. Soziale Ungleichheiten sollen nicht verneint werden, sondern eher mit Hilfe dieser Analysen, vor allem bezogen auf Stadtentwicklung und -planung, in handhabbare Formen gebracht werden.show moreshow less

Download full text files

Export metadata

Statistics

Number of document requests

Additional Services

Share in Twitter Search Google Scholar
Metadaten
Author:Peter Schürholz
URN:urn:nbn:de:bvb:384-opus4-380685
Frontdoor URLhttps://opus.bibliothek.uni-augsburg.de/opus4/38068
Advisor:Jens Luedtke
Type:Doctoral Thesis
Language:German
Publishing Institution:Universität Augsburg
Granting Institution:Universität Augsburg, Philosophisch-Sozialwissenschaftliche Fakultät
Date of final exam:2017/09/19
Release Date:2018/03/12
GND-Keyword:Stadt; Raum; Soziale Wahrnehmung; Soziales Handeln; Lebensstil
Institutes:Philosophisch-Sozialwissenschaftliche Fakultät
Philosophisch-Sozialwissenschaftliche Fakultät / Institut für Sozialwissenschaften
Philosophisch-Sozialwissenschaftliche Fakultät / Institut für Sozialwissenschaften / Soziologie
Philosophisch-Sozialwissenschaftliche Fakultät / Institut für Sozialwissenschaften / Soziologie / Professur für Soziologie und empirische Sozialforschung
Dewey Decimal Classification:3 Sozialwissenschaften / 30 Sozialwissenschaften, Soziologie / 300 Sozialwissenschaften
Licence (German):Deutsches Urheberrecht