Die Konstruktion von Bildungs- und Berufsbiographien: Eine empirische Untersuchung zu Karrieren von Schulleiterinnen

The construction of educational and professional biographies: An empirical study into careers of women principals

  • Mit der Frage, wie sich Motivation zur Übernahme einer Leitungsfunktion in der Schule vor dem Hintergrund habitueller Disposition und sozialer Feldstrukturen entwickelt, wird in der vorliegenden Arbeit untersucht, welche dauerhafte, komplexe Aufeinanderbezogenheit von sozialer Struktur, Sozialisationserfahrung und bewusster wie vorbewusster persönlicher Handlungsbereitschaft im biographischen Prozess wirksam wird und in welcher Komplexität sie sich darstellt. Um dabei verschiedenen sozialen Strukturfaktoren gerecht zu werden, wird insbesondere die Abhängigkeit biographischer Handlungsaspekte von den Strukturmerkmalen Geschlecht und Klasse in den Mittelpunkt gestellt. Vorrangig wird in dieser Arbeit der Fragestellung nachgegangen, welche geschlechts- und herkunftsspezifischen Disparitäten sich in der Genese von Berufsbiographien von Schulleiterinnen auffinden lassen und aus welchen sozialen Praktiken sie resultieren. Weiter wird untersucht, wie sich beruflicher Werdegang vor demMit der Frage, wie sich Motivation zur Übernahme einer Leitungsfunktion in der Schule vor dem Hintergrund habitueller Disposition und sozialer Feldstrukturen entwickelt, wird in der vorliegenden Arbeit untersucht, welche dauerhafte, komplexe Aufeinanderbezogenheit von sozialer Struktur, Sozialisationserfahrung und bewusster wie vorbewusster persönlicher Handlungsbereitschaft im biographischen Prozess wirksam wird und in welcher Komplexität sie sich darstellt. Um dabei verschiedenen sozialen Strukturfaktoren gerecht zu werden, wird insbesondere die Abhängigkeit biographischer Handlungsaspekte von den Strukturmerkmalen Geschlecht und Klasse in den Mittelpunkt gestellt. Vorrangig wird in dieser Arbeit der Fragestellung nachgegangen, welche geschlechts- und herkunftsspezifischen Disparitäten sich in der Genese von Berufsbiographien von Schulleiterinnen auffinden lassen und aus welchen sozialen Praktiken sie resultieren. Weiter wird untersucht, wie sich beruflicher Werdegang vor dem Hintergrund sozialer Herkunft und Geschlecht konstituiert und wie sich in der analytischen Betrachtung des Feldes die Motivation für die Funktionsstelle Schulleitung begründet. Hierbei wird insbesondere der Entwicklungsaspekt des Habitus in seiner Komplexität untersucht. Es wird davon ausgegangen, dass weder kontextuelle Strukturen, noch sozialisatorische Prägungen alleine für den geschlechts- und herkunftsspezifischen Verlauf von Bildungs- und Berufsbiographien verantwortlich gemacht werden können. Vielmehr werden in der vorliegenden Arbeit die beiden Aspekte Entstehungs- und Anwendungskontext des Habitus aufeinander bezogen, und zwar insofern als im Verlauf des biographischen Kontextes Statuspassagen dem Interpretationsfokus unterliegen. Diese Vorgehensweise scheint deshalb sinnvoll, da an Statuspassagen – den sogenannten gesellschaftlichen Schlüsselstellen des Übergangs – Transformationsprozesse erfolgen, die einer zugrunde liegenden gesellschaftlichen, kollektiven Gebundenheit folgen und auf die die personale Prägung in Form von Entscheidung und Begründungsvorgängen Anwendung findet. Diese Phasen im Bildungsverlauf, die als dichte, biographische Arbeitsmomente mit stark strukturellem Bezug gelten können, bieten sich demzufolge besonders zur Untersuchung an. Hinsichtlich des methodischen Vorgehens stehen rekonstruktive Fallanalysen im Mittelpunkt der Arbeit, welche durch die methodische Verbindung von Objektiver Hermeneutik und Dokumentarischer Methode herausgearbeitet werden. Auf diese Weise kann die Komplexität und Verwobenheit von sozialisatorischen Voraussetzungen, habituellen Strukturen und Restrukturierungen derselben im Zusammenhang mit unterschiedlichen gesellschaftlichen Feldern anschaulich und analysierbar gemacht werden. Die Ergebnisse dieser Arbeit verweisen auf den engen Wirkungszusammenhang verschiedener Kräfteverhältnisse hinsichtlich Feld, Habitus und beruflichem Aufstieg. Es wird gezeigt, wie sich berufbiographische Laufbahnen unter geschlechts- und herkunftsbezogenen Aspekten sozialer Ungleichheit im schulischen Feld herausbilden und in welcher Wirkungsmächtigkeit die Deutungs- und Strukturierungsmuster im Hintergrund gesellschaftlichen Bewusstseins agieren bzw. wie auf diese Weise Hierarchisierungen im Interesse verschiedener privilegierter Gruppen aufrechterhalten werden. Über die Etablierung einer legitimen Kultur ‚expressiver’ und ‚instrumenteller’ Feldbereiche im schulischen Beschäftigungsfeld werden Segregierungsprozesse ebenso aufrechterhalten wie über die Konstruktion weiblicher Normalbiographien. Auch die Anschlussfähigkeiten zu beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten realisieren sich über Schließungsmechanismen habitueller Passung im Hierarchiesystem des Feldes. In einem weiteren Schritt wird dargelegt, wie sich die einzelnen Habitus auf vorbewusster Ebene mit diesen genannten Dominanzmustern auseinandersetzten und sie letztendlich auch immer wieder unterstützen. Zum einen ist die Deutungsmächtigkeit der Herrschenden übergegangen in die Deutungsmuster der Beherrschten und macht sie auf diese Weise unwillentlich zu Komplizinnen der Mächtigen. Zum anderen sorgen restrukturierende Prozesse stets für den Erhalt der dominanten Struktur. In diesem Zusammenhang wird die Genese des Aufstiegsgedankens im Rahmen der symbolischen Machtverhältnisse reflektiert. Es wird hierin deutlich, wie sehr soziale Herkunft als Regulierungsfaktor für sozialen Aufstieg im schulischen Feld ausschlaggebend ist und inwieweit geschlechtliche Demarkationslinien darüber bestimmen, wer in welcher Weise symbolische Macht im Feld beanspruchen kann.show moreshow less
  • This study examines the motivation to accept a leadership role at a school against the background of habitual disposition as well as social field structures. In doing so it investigates which long-term complex relationships in social structures, socialization experiences as well as the conscious and preconscious personal willingness to act take effect in biographical processes. It also investigates the complexity of such relationships. In order to fairly take different social structural factors into account, the focus is placed on biographical aspects to act and their dependency on the structural characteristics of gender and class. A special focus in this study lies on the investigation of gender and background specific disparities that are to be found in the emergence of professional biographies of women principals and their resulting social practices. In addition this research examines how a career is constituted based on social background and gender. An analytical field studyThis study examines the motivation to accept a leadership role at a school against the background of habitual disposition as well as social field structures. In doing so it investigates which long-term complex relationships in social structures, socialization experiences as well as the conscious and preconscious personal willingness to act take effect in biographical processes. It also investigates the complexity of such relationships. In order to fairly take different social structural factors into account, the focus is placed on biographical aspects to act and their dependency on the structural characteristics of gender and class. A special focus in this study lies on the investigation of gender and background specific disparities that are to be found in the emergence of professional biographies of women principals and their resulting social practices. In addition this research examines how a career is constituted based on social background and gender. An analytical field study displays the motivational reasons of being a school principal as a functional position, especially with regards to the developmental aspect of habitus in all its complexity. It is assumed that neither contextual structures nor social imprinting alone can be responsible for the gender and background specific development of educational and career biographies. This study relates the two contextual aspects of emergence and application of the habitus inasmuch as throughout the development of a biographical context, status passages are subject to interpretation. These phases in the educational development, which can be classified as thick biographical elements of considerable structural relevance, are hence of particular interest to this study. With regards to the methodical procedure, reconstructive field studies - acquired by connecting the "Objektive Hermeneutik" and "Dokumentarische Methode" are at the centre of this thesis. Thus, the complexity and interdependency of social requirements, habitual structures and reconstructions in connection with various different social fields can be illustrated and analysed. The results of this study refer to the close causal connection of various forces with regards to field, habitus and professional career. The research reveals how biographical careers can develop in the field of school when subjected to gender and class-related aspects of social differences. It shows to which degree interpretation patterns and structuring patterns have an effect on the background of social consciousness, or rather, how in doing so hierarchies are being maintained in the interests of various privileged factions. Segregation processes are being maintained both by the establishment of a legitimate culture of "expressive" as well as "instrumental" field areas within schools and the construction of standard female biographies. Even the ability to catch up to developmental career options is realised via mechanisms of social closure of habitual matching within the hierarchical field system. Furthermore, the study shows how the individual dispositions attend to the aforementioned patterns of dominance on a preconscious level, which in turn subsequently remained upheld. On the one hand the interpretation authority of those in power became part of the interpretation patterns of those being controlled who thus are made into accomplices of their controllers while remaining unaware. On the other hand there are restructuring processes that ensure the preservation of the dominant structure. In this connection it can be said that the emergence of the concept of advancement is being reflected by the symbolic balances of power. As a result there is no doubt that a woman’s background is the decisive regulating factor with regards to a social career in schools. It is also clear that gender-specific demarcation lines have a decisive influence on who can assume symbolic power within a field and how.show moreshow less

Download full text files

Export metadata

Statistics

Number of document requests

Additional Services

Share in Twitter Search Google Scholar
Metadaten
Author:Corinna Steber
URN:urn:nbn:de:bvb:384-opus-14304
Frontdoor URLhttps://opus.bibliothek.uni-augsburg.de/opus4/1320
Advisor:Leonie Herwartz-Emden
Type:Doctoral Thesis
Language:German
Publishing Institution:Universität Augsburg
Granting Institution:Universität Augsburg, Philosophisch-Sozialwissenschaftliche Fakultät
Date of final exam:2008/07/16
Release Date:2009/10/26
Tag:Lehrerinnen- und Schulleiterinnenforschung; Intersektionalität; Demarkationslinen; symbolisches Kapital; Statuspassagen; Habitusrekonstruktion
habitus; intersectionality; statuspassages; gender studies; social background; symbolic capital
GND-Keyword:Schulleiterin; Berufslaufbahn; Soziale Herkunft; Sozialisation; Biographieforschung; Empirische Sozialforschung; Geschlechterforschung
Institutes:Philosophisch-Sozialwissenschaftliche Fakultät
Philosophisch-Sozialwissenschaftliche Fakultät / Pädagogik
Dewey Decimal Classification:3 Sozialwissenschaften / 37 Bildung und Erziehung / 370 Bildung und Erziehung
Licence (German):Deutsches Urheberrecht