Systemtransformation in der Ukraine: "Chancen und Risiken auf dem Weg zur Demokratie" (1990-2010)

  • Als es 1990 in zahlreichen Ländern des sozialistischen Lagers zu einem plötzlichen Systemwechsel kam, haben sich die Sozialwissenschaften (Soziologie, Politikwissenschaft, Rechtswissenschaft, Ökonomie) bald daran gemacht, die neuen Realitäten zum Thema wissenschaftlicher Untersuchungen zu machen. Bald entwickelte sich aus den zunächst eher diffusen Ansätzen eine theoretisch und methodisch begründete "Systemtransformationsforschung" als empirische Wissenschaft mit normativen Elementen. In der Regel gingen die Forscher in diesem neuen Forschungsfeld von optimistisch vorwissenschaftlichen Vermutungen aus: man erwartete – nach dem Zusammenbruch des sozialistischen Systems – einen raschen Systemwandel in diesen Ländern in Richtung westliche Demokratien. Es lag in der Konsequenz dieser Vermutungen, dass zahlreiche westliche Länder als einzelne aber auch transnationale Organisationen (wie NATO und EU) und internationale Kooperationen diverse Hilfsprogramme auflegten, dieAls es 1990 in zahlreichen Ländern des sozialistischen Lagers zu einem plötzlichen Systemwechsel kam, haben sich die Sozialwissenschaften (Soziologie, Politikwissenschaft, Rechtswissenschaft, Ökonomie) bald daran gemacht, die neuen Realitäten zum Thema wissenschaftlicher Untersuchungen zu machen. Bald entwickelte sich aus den zunächst eher diffusen Ansätzen eine theoretisch und methodisch begründete "Systemtransformationsforschung" als empirische Wissenschaft mit normativen Elementen. In der Regel gingen die Forscher in diesem neuen Forschungsfeld von optimistisch vorwissenschaftlichen Vermutungen aus: man erwartete – nach dem Zusammenbruch des sozialistischen Systems – einen raschen Systemwandel in diesen Ländern in Richtung westliche Demokratien. Es lag in der Konsequenz dieser Vermutungen, dass zahlreiche westliche Länder als einzelne aber auch transnationale Organisationen (wie NATO und EU) und internationale Kooperationen diverse Hilfsprogramme auflegten, die Systemtransformationsländer auf diesem Weg zur (westlichen) Demokratisierung zu fördern und nachhaltig zu unterstützen. Beispiele der westlichen Länder für Transformation (z.B.: Spanien). Der sowohl in der Öffentlichkeit als auch in der Wissenschaft zunächst vorherrschende Optimismus wurde indes, je weiter der Transformationsprozess fortschritt, zunehmend gedämpft und in Frage gestellt. Neben den erfolgreichen und viel versprechenden Systemtransformationen zeigten sich im zeitlichen Verlauf doch etliche Fehlentwicklungen, zumindest Blockaden, die den raschen und erfolgreichen Abschluss der demokratischen Transformation zum Problem werden ließen. Die Wissenschaft vor allem, deren Tendenz stets dahingeht, allgemeinere Gesetzmäßigkeiten auszumachen, musste zur Kenntnis nehmen, dass die ost– und mitteleuropäischen Systemtransformationen keine Einbahnstraßen sicherer Entwicklung zur Demokratie westlicher Prägung sein können. So hat sich in letzter Zeit in der Systemtransformationsforschung ein neues Forschungsparadigma ergeben, in dessen Zentrum die Frage nach "Defekten Demokratien" steht, deren Entstehung und Entwicklung mit differenzierten Kategorien zu erforschen nötig ist, um die aufkommenden Defizite der Transformation zum Forschungsthema zu machen. Das hier vorbereitete Forschungsvorhaben stellt sich in den Kontext dieser revidierten Systemtransformationsforschung und will am Beispiel der Ukraine Aspekte und Probleme einer "Defekten Demokratie" erforschen und ihre Defizite in verschiedenen Politikbereichen aufzeigen und Vorschläge zu ihrer Therapie machen. Die Ukraine hat seit der "Wende" eine wechselvolle Entwicklung genommen; aufs Ganze gesehen konnte das Land bis heute keine konsequente demokratische Entwicklung nehmen. Auch die so genannte "Orangene Revolution" (2004) hat da keinen definitiven Durchbruch gebracht und noch nicht sichtbar in eine Phase der Stabilisierung der Demokratie geführt. Sowohl die Verfassungsstrukturen als auch die politischen Kräfte und ihre Interaktionen scheinen zu einer solchen demokratischen Entwicklung noch nicht den Durchbruch zu haben. Die hier vorgestellte Forschungsarbeit soll eine gründliche Analyse der Bedingungen, Ursachen, Strukturen und Kräfte in der problematischen Systemtransformation der Ukraine bieten. Sie will sich vor allem den Schwierigkeiten widmen, die der erfolgreichen Systemtransformation entgegenstehen.show moreshow less

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Metadaten
Author:Liubov Volkova
URN:urn:nbn:de:bvb:384-opus4-22804
Frontdoor URLhttps://opus.bibliothek.uni-augsburg.de/opus4/2280
Advisor:Theo Stammen
Type:Doctoral Thesis
Language:German
Publishing Institution:Universität Augsburg
Granting Institution:Universität Augsburg, Philosophisch-Sozialwissenschaftliche Fakultät
Date of final exam:2011/04/02
Release Date:2013/04/18
GND-Keyword:Ukraine; Politischer Wandel; Geschichte 1990-2010
Institutes:Philosophisch-Sozialwissenschaftliche Fakultät
Philosophisch-Sozialwissenschaftliche Fakultät / Institut für Sozialwissenschaften
Philosophisch-Sozialwissenschaftliche Fakultät / Institut für Sozialwissenschaften / Politikwissenschaft
Dewey Decimal Classification:3 Sozialwissenschaften / 32 Politikwissenschaft / 320 Politikwissenschaft
Licence (German):Deutsches Urheberrecht