Deutschlandbilder der Gegenwart: Die französische Perspektive, Studien zu derzeitigen französischen Deutschlandbildern anhand der einschlägigen Presseberichterstattung in Frankreich
- Angesichts der drohenden Zahlungsunfähigkeit mehrerer südeuropäischer Staaten richtet sich die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit in Europa derzeit vor allem nach Italien, Spanien oder Griechenland. Eine neue Zweiteilung des Kontinents in Nord und Süd sorgt in der Politik zunehmend für Spannungen. Doch auch im deutsch-französischen Verhältnis mehren sich Hinweise auf strukturelle Verschiebungen im Kontext der Euro-Krise. Deutschland als größter volkswirtschaftlicher Akteur, Beitragszahler und Garantiengeber ist vermehrt gefragt und zugleich kritisiert. In perzeptionsgeschichtlicher Perspektive versucht die vorliegende Studie - neben einigen Zahlen und Fakten - in der französischen Presse aufgeworfene Deutschlandbilder zu ermitteln und in den zeitgeschichtlichen Kontext einzuordnen. Die Auswertung von einschlägigen Presseberichten der drei führenden Tageszeitungen in Frankreich, Le Monde, Le Figaro und Le Parisien, macht es möglich, aus einem exemplarischen Querschnitt der BeiträgeAngesichts der drohenden Zahlungsunfähigkeit mehrerer südeuropäischer Staaten richtet sich die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit in Europa derzeit vor allem nach Italien, Spanien oder Griechenland. Eine neue Zweiteilung des Kontinents in Nord und Süd sorgt in der Politik zunehmend für Spannungen. Doch auch im deutsch-französischen Verhältnis mehren sich Hinweise auf strukturelle Verschiebungen im Kontext der Euro-Krise. Deutschland als größter volkswirtschaftlicher Akteur, Beitragszahler und Garantiengeber ist vermehrt gefragt und zugleich kritisiert. In perzeptionsgeschichtlicher Perspektive versucht die vorliegende Studie - neben einigen Zahlen und Fakten - in der französischen Presse aufgeworfene Deutschlandbilder zu ermitteln und in den zeitgeschichtlichen Kontext einzuordnen. Die Auswertung von einschlägigen Presseberichten der drei führenden Tageszeitungen in Frankreich, Le Monde, Le Figaro und Le Parisien, macht es möglich, aus einem exemplarischen Querschnitt der Beiträge wesentliche Wahrnehmungen des Nachbarn zu konkretisieren.
Die Ergebnisse werfen ein ebenso differenziertes wie überraschendes Licht auf die Deutschlandbilder der Franzosen in der Gegenwart. Ein wirtschaftlicher Vorsprung der Deutschen und die wirtschaftspolitische Schlüsselrolle des Nachbarlandes in der Krise werden eingeräumt, nicht selten begleitet von bewundernden Seitenblicken. Gleichzeitig stößt man jedoch auf Skepsis gegenüber dem Erstarken des wichtigsten Partners. Vereinzelt, aber wiederkehrend kommen stereotype Sichtweisen aus der Vergangenheit ins Spiel. So gibt es beispielsweise Befürchtungen um latent bestehende Sympathien rechtsgerichteter Deutscher für den NS-Staat oder bei der Vorstellung eines "Europe germanisée". Die Pressedebatte in Frankreich bleibt insgesamt jedoch maßvoll. Aus dem gemeinsamen Interesse freundschaftlicher Beziehungen heraus wird ein möglicher Gewichtsverlust des eigenen Landes gegenüber Deutschland nicht überbewertet. Der Tenor der französischen Pressestimmen liegt stattdessen woanders: Trotz einiger Kritik nimmt man Hinweise auf das Übergewicht des Nachbarn seit der europäischen Schuldenkrise mehrheitlich auch mit Akzeptanz auf.…