Diaspora, Euro-Islam und schwache Staatsmacht: Deutschland und "die Deutschen" aus türkischer Sicht ; Dimensionen in der Tageszeitung Hürriyet im Zeitraum 1992 - 2012 ; Eine kulturhistorische Analyse einschlägiger Presseberichte mit dem Schwerpunkt Islam in Deutschland
- In Zeiten einer steigenden Präsenz von Islam und von Mitbürgern mit Migrationshintergrund sind es gerade abweichende Sichtweisen, welche die öffentliche Debatte herausfordern. Seit etwa dreißig Jahren, wesentlich ausgelöst durch die dauerhafte Niederlassung von Arbeitsmigranten, gewinnt dabei eine Gruppe in Deutschland besondere Aufmerksamkeit: Die mit 2,7 Mio. Angehörigen größte ethnische Minderheit der Türkischstämmigen, die zumeist muslimischen Glaubens sind. Historisch gesehen, werden deutsch-türkische Fremdbilder, eng verknüpft mit der islamischen Religion, seit Jahrhunderten zwischen Abgrenzung, Faszination und wirtschaftlich-militärischer Kooperation verhandelt. Obwohl Friedrich Wilhelm I. bereits 1732 für osmanische Gardesoldaten die erste deutsche Moschee bauen ließ, ist die Frage nach vorhandenen Vorstellungen von Türken über Deutsche und umgekehrt noch weitgehend ein Desiderat der Forschung. Die vorliegende Arbeit ist ein Beitrag, um dem abzuhelfen. Aufgegriffen wird dieIn Zeiten einer steigenden Präsenz von Islam und von Mitbürgern mit Migrationshintergrund sind es gerade abweichende Sichtweisen, welche die öffentliche Debatte herausfordern. Seit etwa dreißig Jahren, wesentlich ausgelöst durch die dauerhafte Niederlassung von Arbeitsmigranten, gewinnt dabei eine Gruppe in Deutschland besondere Aufmerksamkeit: Die mit 2,7 Mio. Angehörigen größte ethnische Minderheit der Türkischstämmigen, die zumeist muslimischen Glaubens sind. Historisch gesehen, werden deutsch-türkische Fremdbilder, eng verknüpft mit der islamischen Religion, seit Jahrhunderten zwischen Abgrenzung, Faszination und wirtschaftlich-militärischer Kooperation verhandelt. Obwohl Friedrich Wilhelm I. bereits 1732 für osmanische Gardesoldaten die erste deutsche Moschee bauen ließ, ist die Frage nach vorhandenen Vorstellungen von Türken über Deutsche und umgekehrt noch weitgehend ein Desiderat der Forschung. Die vorliegende Arbeit ist ein Beitrag, um dem abzuhelfen. Aufgegriffen wird die mediale Berichterstattung über die Reizthemen "Türken" und "Islam in Deutschland", welche für Erkenntnisse zu gegenseitigen Perzeptionen aufschlussreich scheint. Im Blick auf deutsche Auffassungen über Islam und deutschtürkische Minderheit, jedoch als eine Art Reflexion der anderen Seite, wird die Berichterstattung der türkischen Tageszeitung Hürriyet eingehend analysiert. Als meistgelesenes türkisches Printmedium bestimmt sie den Horizont zahlreicher (Deutsch-)Türken mit. Für den exemplarisch und nach fester Typologie bearbeiteten Untersuchungszeitraum 1992 bis 2012 ergeben sich daraus einige Resultate. Mit deutlich mehr Differenzierungsvermögen als vermutet, geht Hürriyet oft über die polemische Schwarz-Weiß-Zeichnung hinaus und bietet auch sachorientierte, multiperspektivische Darstellungen. Insgesamt sind es vor allem drei Deutschlandbilder, die zum Leser gelangen: eine fortbestehende deutschtürkische Diaspora-Perspektive, gekennzeichnet von der Wahrnehmung des Andersseins; das Plädoyer für einen gemäßigten, am säkularen europäischen Umfeld orientierten Islam, der mehrheitlich bereits "Normalität" ist; die Bewertung Deutschlands als schwache Staatsmacht, die an den nötigen Stellen zu wenig, an den falschen zu viel Autorität an den Tag legt.…