"Waldbrände in den Nördlichen Kalkalpen - raumzeitliche Verteilung und Beispiele lokaler Auswirkungen"

  • Anhand von Archivdokumenten, Feuerwehrchroniken, forstlichen Aufzeichnungen, Zeitzeugenberichten, historischem Bildmaterial, Flurnamen und Holzkohledatierungen wurde im Rahmen eines DFG-geförderten Projektes zwischen März 2007 und März 2010 für ein rund 1700 km² großes Gebiet in den Nördlichen Kalkalpen (Karwendel-, Mieminger- und Wetterstein-Gebirge) die regionale Waldbrandhistorie rekonstruiert. Darauf aufbauend erfolgten weiterführende Untersuchungen in den Bereichen Geomorphodynamik und Vegetationsentwicklung. Als ein wesentliches Ergebnis ist festzuhalten, dass Waldbrände im Untersuchungsgebiet ein durchaus verbreitetes Phänomen sind. 499 Waldbrände konnten für den Zeitraum 1534-2010 dokumentiert werden und zusätzlich vor 1500 weitere 14 mittels 14C-Datierung. In der Waldbrandchronologie fällt das Jahr 1947 durch eine weit überdurchschnittliche Waldbrandhäufigkeit (39) auf. Hier zeigt sich besonders deutlich der enge Zusammenhang zwischen Witterungsbedingungen bzw.Anhand von Archivdokumenten, Feuerwehrchroniken, forstlichen Aufzeichnungen, Zeitzeugenberichten, historischem Bildmaterial, Flurnamen und Holzkohledatierungen wurde im Rahmen eines DFG-geförderten Projektes zwischen März 2007 und März 2010 für ein rund 1700 km² großes Gebiet in den Nördlichen Kalkalpen (Karwendel-, Mieminger- und Wetterstein-Gebirge) die regionale Waldbrandhistorie rekonstruiert. Darauf aufbauend erfolgten weiterführende Untersuchungen in den Bereichen Geomorphodynamik und Vegetationsentwicklung. Als ein wesentliches Ergebnis ist festzuhalten, dass Waldbrände im Untersuchungsgebiet ein durchaus verbreitetes Phänomen sind. 499 Waldbrände konnten für den Zeitraum 1534-2010 dokumentiert werden und zusätzlich vor 1500 weitere 14 mittels 14C-Datierung. In der Waldbrandchronologie fällt das Jahr 1947 durch eine weit überdurchschnittliche Waldbrandhäufigkeit (39) auf. Hier zeigt sich besonders deutlich der enge Zusammenhang zwischen Witterungsbedingungen bzw. sozioökonomischen Gegebenheiten und der Waldbrandaktivität. Räumlich konzentriert sich das Auftreten der Brände mehrheitlich in Südexposition, unterhalb von 1300 Metern Seehöhe und in relativer Nähe zum Siedlungsraum, wobei Schwerpunktvorkommen auf den Südabfällen zum Inntal hin, im Raum Scharnitz sowie im Einzugsgebiet des Mieminger Plateaus zu verzeichnen sind. Die Ausdehnung der Waldbrände erreicht in 50 % aller Fälle weniger als 0,5 Hektar. Nur 18 % der Brandflächen sind größer als 10 ha, wobei 4 % davon mehr als 50 ha umfassen. Die Durchschnittsgröße liegt bei rund 8,5 Hektar. Zur Wiederkehrzeit verschieden großer Ereignisse ist anzumerken, dass für die weniger als ein Hektar umfassenden Brände von einem Intervall von knapp 2,1 Jahren auszugehen ist, für jene >10 ha von 7,1 Jahren und für jene >50 ha von 30,5 Jahren. Die Waldbrandursache ist zu 90 % anthropogener Art, während ca. 10 % der Brände durch Blitzschlag entstehen. Die saisonale Verteilung der Waldbrände zeigt ein Maximum im Frühjahr (39 %). Es folgen Sommer (30 %), Herbst (23 %) und Winter (8 %). Der April weist mit 13 % die höchste Brandhäufigkeit auf, gefolgt von März und August mit jeweils 9 %. Mit Ausnahme des Novembers und der Wintermonate sind die Waldbrände über den Rest des Jahres relativ gleichmäßig verteilt. Insgesamt stellt sich die raumzeitliche Verteilung von Waldbränden in den einzelnen Subregionen des Untersuchungsgebiets jedoch recht unterschiedlich dar. Bezüglich der längerfristigen regionalen Waldbrandhistorie ist festzuhalten, dass vom Ende des Präboreals bis zum späten Subatlantikum ein ganz überwiegend natürliches Waldbrandregime vorgeherrscht hat. Ab dem Mittelalter ist von einer deutlichen Einflussnahme des Menschen und einer damit verbundenen Zunahme von Ereignissen auszugehen. An Waldbrandauswirkungen ist an erster Stelle die sehr variable feuerbedingte Beeinträchtigung von Boden und Vegetation zu nennen. Als Folgeerscheinungen besonders schadhafter Waldbrände sind lokal Bodenerosion, Muren, Lawinenaktivität und Steinschlag zu beobachten. Im Allgemeinen geht von diesen sekundären Auswirkungen eine größere Gefahr für Mensch und Infrastruktur aus. Die starken räumlichen und zeitlichen Schwankungen unterworfenen Erosionsraten liegen auf den Brandflächen im Mittel bei 13,8 tha-1a-1 und 20 tha-1a-1 und damit um das 100- bzw. 185-fache über dem Wert vor dem Brandereignis. Eine Normalisierung der Erosionsdynamik ist auf längere Sicht nicht zu erwarten, da eine großflächige Regeneration der Vegetation in Ermangelung besiedelbaren Substrats und/oder aufgrund der hohen morphodynamischen Aktivität über Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte auszuschließen ist. Die Vegetation zeigt nach der Brandschädigung eine vielgestaltige Entwicklung, welche in fünf verschiedenen Kategorien zusammengefasst werden kann: 1) Geschlossene Bedeckung mit Gehölzformationen 2) Dominanz fehlender bzw. sporadischer Vegetationsbedeckung 3) Nebeneinander von Gehölzen und alpinen Rasen 4) Etablierung (dichter) alpiner Rasen 5) Dominanz von Fels und Schutt bei Gehölzanteilen von > 20 % Generell erholen sich Baumbestände nach Waldbrand schneller als Pinus-mugo-bestände, was in erster Linie mit der artspezifischen Regenerationsdauer von Pinus mugo (100-150 Jahre) verbunden ist. Auf Ungunststandorten ist mit Wiederbesiedlungsspannen von bis zu 500 Jahren und mehr zu rechnen. Dies gilt ebenso für Baumbestände, die mit anthropogener Unterstützung nach 30-80 Jahren als regeneriert zu betrachten sind. Insgesamt kann von allgemein günstigen Voraussetzungen für die Erholung von brandgeschädigten Wäldern im Untersuchungsgebiet gesprochen werden. Die natürliche Entwicklung der Vegetation nach einem Brand wird von einem Komplex an Faktoren und Rückkopplungen bestimmt. Den größten Einfluss übt dabei neben der Brandheftigkeit, -art und -größe die Geländetopographie aus. In den ersten Jahren nach einem Waldbrand kommt es kurzfristig zu einem erhöhten Artenreichtum sowie zur Dominanz einiger konkurrenzstarker Arten.show moreshow less

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Metadaten
Author:Michael Heel
URN:urn:nbn:de:bvb:384-opus4-34203
Frontdoor URLhttps://opus.bibliothek.uni-augsburg.de/opus4/3420
Advisor:Arne Friedmann
Type:Doctoral Thesis
Language:German
Publishing Institution:Universität Augsburg
Granting Institution:Universität Augsburg, Fakultät für Angewandte Informatik
Date of final exam:2015/12/07
Release Date:2016/03/31
Tag:forest fire
GND-Keyword:Waldbrand; Nördliche Kalkalpen; Vegetation; Dynamische Geomorphologie
Institutes:Fakultät für Angewandte Informatik
Fakultät für Angewandte Informatik / Institut für Geographie
Dewey Decimal Classification:5 Naturwissenschaften und Mathematik / 55 Geowissenschaften, Geologie / 550 Geowissenschaften
Licence (German):Deutsches Urheberrecht mit Print on Demand