Das vollkommene Leben: seine Realisierungsmöglichkeit im Denkmodell der Lebensraute mit Bezug auf Meister Eckhart, Nikolaus von Kues und Henri Bergson

  • In der Dissertation steht das vollkommene Leben im Fokus und die Frage, ob es der Mensch erreichen kann. Das Modell der Lebensraute und die Philosophen Meister Eckhart, Nikolaus von Kues und Henri Bergson legen die Realisierungsmöglichkeit des vollkommenen Lebens plausibel dar. Dabei werden zunächst die Begriffe „Leben“ und „Vollkommenheit“ definiert und zusammengebracht. Das vollkommene Leben ist demnach als Prozess zu verstehen, der bei einem Ist-Zustand beginnt und einen Idealzustand als Ziel hat. Der Mensch kann dieses Ziel und damit das vollkommene Leben erreichen. Meister Eckhart, Nikolaus von Kues und Henri Bergson dienen dabei als Gewährsmänner. Sie haben gemeinsam, den Prozess zur Vollkommenheit auf hauptsächlich drei Aspekte zu konzentrieren: den kognitiven, affektiven und intuitiven. Diese drei Aspekte finden sich mit je verschiedener Gewichtung bei den drei herangezogenen Philosophen wieder. Welche Rolle spielt dabei das Modell der Lebensraute? Sie ist zunächst in zweiIn der Dissertation steht das vollkommene Leben im Fokus und die Frage, ob es der Mensch erreichen kann. Das Modell der Lebensraute und die Philosophen Meister Eckhart, Nikolaus von Kues und Henri Bergson legen die Realisierungsmöglichkeit des vollkommenen Lebens plausibel dar. Dabei werden zunächst die Begriffe „Leben“ und „Vollkommenheit“ definiert und zusammengebracht. Das vollkommene Leben ist demnach als Prozess zu verstehen, der bei einem Ist-Zustand beginnt und einen Idealzustand als Ziel hat. Der Mensch kann dieses Ziel und damit das vollkommene Leben erreichen. Meister Eckhart, Nikolaus von Kues und Henri Bergson dienen dabei als Gewährsmänner. Sie haben gemeinsam, den Prozess zur Vollkommenheit auf hauptsächlich drei Aspekte zu konzentrieren: den kognitiven, affektiven und intuitiven. Diese drei Aspekte finden sich mit je verschiedener Gewichtung bei den drei herangezogenen Philosophen wieder. Welche Rolle spielt dabei das Modell der Lebensraute? Sie ist zunächst in zwei Bereiche aufgeteilt: das untere Dreieck ist der untere Bereich, das obere Dreieck ist der obere Bereich. Beide Bereiche sind miteinander verbunden. Der obere Bereich kann mit den Worten Geistigkeit und Ewigkeit, der untere dementsprechend mit Körperlichkeit und Zeitlichkeit beschrieben werden. An der oberen und unteren Spitze der Raute ist jeweils ein weiterer Bereich festzumachen: der oberste und unterste. Somit hat die Raute vier Bereiche. Sie soll das gesamte Leben darstellen, d. h. das Leben im Alltag und konkreten Handeln (unterer Bereich) sowie das Leben in Bezug auf das Geistige (oberer Bereich). Die Lebensraute hat folgende Funktionen: sie soll den Zugang zu philosophischen Systemen ermöglichen bzw. erleichtern, Zusammenhänge verdeutlichen und nicht zuletzt versuchen, die Wirklichkeit zu erklären. Das Modell hat drei verschiedene Darstellungsweisen: die schematische, die theoretisch-praktische und die prozesshafte. Sie werden insbesondere mit der Philosophie Eckharts erläutert. Bei der schematischen Darstellungsweise werden Eckharts Menschen-, Gottes- und Weltbild in die Raute integriert. So bspw. Eckharts Unterscheidung zwischen innerem und äußerem Menschen, die Seele als deren Verbindung, die immanente und ökonomische Trinität sowie Gott als Schöpfer. In der theoretisch-praktischen Form der Lebensraute wird Eckharts Interpretation der Maria-Martha-Perikope herangezogen sowie seine ethischen Kerngedanken, die mit den Stichworten Gemüt, Tugend, Ziel, innere und äußere Werke zu beschreiben sind. In der dritten und letzten Darstellungsweise wird die Raute als Prozess gezeigt. Dabei geht der Mensch durch sieben Stadien – bei der Lebensraute als „Bilder“ bezeichnet – hindurch, an deren Ende er die Gottesgeburt im Seelengrund erfährt und zu einem göttlichen Menschen (homo divinus) wird. Bei den Betrachtungen zu Nikolaus von Kues steht vor allem seine Ansicht über die Weisheit im Mittelpunkt. Er vereint mit dem „schmeckenden Wissen“ (sapida scientia), der mit dem Intellekt vollzogenen Jagd nach der Weisheit und dem Bild des Allsehenden alle drei genannten Aspekte. Henri Bergson betont vor allem die philosophische Intuition, mit der der Mensch in das Innere des Lebens eintauchen und die Wirklichkeit erfahren kann. Es versteht sich von selbst, dass die Darstellung des Lebens durch die Lebensraute und die Aufteilung des dynamischen Prozesses in die drei Aspekte – kognitiv, affektiv und intuitiv – Modellcharakter hat und lediglich der Veranschaulichung dient. Der dabei entstehende Nutzen ist jedoch, dass die Entwicklung und der Prozess greifbar wird, was bereits ein Teil des kognitiven Vorganges ist. Generell geht es beim kognitiven Aspekt darum, sich dem Absoluten, der Vollkommenheit denkerisch zu nähern. Das intuitive Moment bedeutet, mit dem Absoluten eins zu werden. Es ist ein Sehen und Gesehenwerden, ein Halten und Gehaltenwerden. Wichtig ist dabei die Tatsache, dass diese Schau nicht nur am Ende des Weges stattfindet – quasi als letzter Höhepunkt –, sondern den Weg in immer wieder auftretenden intuitiven Erlebnissen und Erfahrungen begleitet. Dieser Umstand gilt ebenso für das affektive bzw. emotionale Moment. Hierbei ist insbesondere die Freude gemeint, die eine Art Grundlage oder Hintergrundgeschehen ist. Dabei zeigt sie sich in den verschiedensten Gewändern: sie kann sich bspw. als Motivation auftun oder als ein Ahaerlebnis plötzlich ins Leben treten. Von solchen eher kurzen Momenten wandelt sich die Freude, je weiter sich der Mensch der Vollkommenheit nähert, in etwas Beständiges und Konstantes.show moreshow less

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Metadaten
Author:Sascha Wollny
URN:urn:nbn:de:bvb:384-opus4-658307
Frontdoor URLhttps://opus.bibliothek.uni-augsburg.de/opus4/65830
Advisor:Manfred Negele
Type:Doctoral Thesis
Language:German
Publishing Institution:Universität Augsburg
Granting Institution:Universität Augsburg, Philosophisch-Sozialwissenschaftliche Fakultät
Date of final exam:2019/04/17
Release Date:2020/01/08
GND-Keyword:Eckhart, Meister (1260-1328); Nikolaus, von Kues, Kardinal (1401-1464); Bergson, Henri (1859-1941); Vollkommenheit; Leben
Pagenumber:222
Institutes:Philosophisch-Sozialwissenschaftliche Fakultät
Philosophisch-Sozialwissenschaftliche Fakultät / Philosophie
Dewey Decimal Classification:1 Philosophie und Psychologie / 10 Philosophie / 100 Philosophie und Psychologie
Licence (German):CC-BY-SA 4.0: Creative Commons: Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen (mit Print on Demand)