Normalpolitik, Radikalpolitik und die Unwahrscheinlichkeit existentieller Probleme: eine trans-sequentielle Rekonstruktion parlamentarischer Diskursarbeit

  • Die Einzelfallstudie fragt nach dem Status von existentiellen Problemen (wie den Klimawandel) in der politischen Diskursarbeit. Entlang von Arbeitsepisoden und -prozessen fokussiert die Analyse die wechselnden Problematisierungen in der konzertierten Positionenfertigung, wie sie eine Oppositionsfraktion eines nationalen Parlaments anstrengt. Ins Zentrum der ethnographischen Diskursanalyse rücken die vorläufigen Textversionen sowie deren sukzessive Formierung in den Schreib- und Korrekturrunden der Abgeordnetenbüros. Für diese Fokussierung auf die geteilte Diskursarbeit am „formativen Objekt“ spricht: die Serie der Versionen zeigt die Zugkräfte und Tendenzen der internen Programm- und Meinungsbildung; sie zeigt, welcher vollwertige Diskursbeitrag mit welchen Maximen angepeilt wird; sie klärt, was im Zuge dieser Fertigung von den Mitgliedern zu leisten ist und was ihnen Schwierigkeiten bereitet; sie zeigt die gängigen Methoden, diese Schwierigkeiten anzugehen; sie legt dieDie Einzelfallstudie fragt nach dem Status von existentiellen Problemen (wie den Klimawandel) in der politischen Diskursarbeit. Entlang von Arbeitsepisoden und -prozessen fokussiert die Analyse die wechselnden Problematisierungen in der konzertierten Positionenfertigung, wie sie eine Oppositionsfraktion eines nationalen Parlaments anstrengt. Ins Zentrum der ethnographischen Diskursanalyse rücken die vorläufigen Textversionen sowie deren sukzessive Formierung in den Schreib- und Korrekturrunden der Abgeordnetenbüros. Für diese Fokussierung auf die geteilte Diskursarbeit am „formativen Objekt“ spricht: die Serie der Versionen zeigt die Zugkräfte und Tendenzen der internen Programm- und Meinungsbildung; sie zeigt, welcher vollwertige Diskursbeitrag mit welchen Maximen angepeilt wird; sie klärt, was im Zuge dieser Fertigung von den Mitgliedern zu leisten ist und was ihnen Schwierigkeiten bereitet; sie zeigt die gängigen Methoden, diese Schwierigkeiten anzugehen; sie legt die diskurspraktischen An- und auch Überforderungen frei. Die im Ergebnis beobachtete, sukzessive Verdrängung der existentiellen Probleme aus der Positionenfertigung erweist sich in der Orientierung auf den demokratischen Wettbewerb als praktisch naheliegend. Sie ist Ausdruck einer Unwahrscheinlichkeit existentieller Probleme im Modus der angestammten, auf Unterstützung zielenden Normalpolitik. Eine problemzentrierte Radikalpolitik erweist sich dagegen als konträr zum untersuchten, thematisch und personell inklusiven Verfahren der Positionenfertigung.show moreshow less
  • The single case study asks for the status of existential problems (e.g. climate change) in political discourse work. By relating work episodes and processes, the analysis focuses on the changing problematization in the concerted position making, carried out by an opposition fraction in a national parliament. The study uses, as its main data corpus, the preliminary text versions and the ways the MP-offices‘ rounds of writing and correction form them. There are several reasons, why this object-centred research strategy is relevant: it shows what the members‘ practical tasks and obstacles; it shows how they methodically deal with these obstacles; it lays open, also, excessive demands of this discourse work. In light of the democratic competition and its recipient-design, the ultimately diagnosed suppression of existential problems in the position formation turns out to be practically preferable. It articulates the improbability of existential problems in the well-established, supportThe single case study asks for the status of existential problems (e.g. climate change) in political discourse work. By relating work episodes and processes, the analysis focuses on the changing problematization in the concerted position making, carried out by an opposition fraction in a national parliament. The study uses, as its main data corpus, the preliminary text versions and the ways the MP-offices‘ rounds of writing and correction form them. There are several reasons, why this object-centred research strategy is relevant: it shows what the members‘ practical tasks and obstacles; it shows how they methodically deal with these obstacles; it lays open, also, excessive demands of this discourse work. In light of the democratic competition and its recipient-design, the ultimately diagnosed suppression of existential problems in the position formation turns out to be practically preferable. It articulates the improbability of existential problems in the well-established, support seeking normal politics. The problem-centred radical politics, in contrast, seem to counteract the observed, thematically and personally inclusive procedure of position formation.show moreshow less

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Metadaten
Author:Thomas Scheffer
URN:urn:nbn:de:bvb:384-opus4-996958
Frontdoor URLhttps://opus.bibliothek.uni-augsburg.de/opus4/99695
URL:https://www.uni-augsburg.de/de/fakultaet/philsoz/fakultat/soziologie/zfd
ISSN:2195-867XOPAC
Parent Title (Multiple languages):Zeitschrift für Diskursforschung / Journal for Discourse Studies
Publisher:Beltz
Place of publication:Weinheim
Type:Article
Language:German
Year of first Publication:2019
Publishing Institution:Universität Augsburg
Release Date:2022/11/28
Tag:ethnographische Diskursforschung; politischer Diskurs; Meinungsbildung; Diskursarbeit; existentielle Probleme; kritische Ethnomethodologie; trans-sequentielle Analyse
ethnographic discourse study; political discourse; opinion formation; discourse work; existential problems; critical ethnomethodology; trans-sequential analysis
Volume:7
Issue:3
First Page:305
Last Page:347
Institutes:Philosophisch-Sozialwissenschaftliche Fakultät
Dewey Decimal Classification:3 Sozialwissenschaften / 30 Sozialwissenschaften, Soziologie / 300 Sozialwissenschaften
Licence (German):Deutsches Urheberrecht