Wie normativ ist die Kommunikationswissenschaft?

  • Kommunikationswissenschaftliche Forschung ist durch die strukturellen Rahmenbedingungen geprägt, unter denen sie entsteht – etwa durch das Wissenschaftssystem, die gesellschaftlichen Erwartungen an Wissenschaft und das Mediensystem des jeweiligen Landes. Die quantitative Inhaltsanalyse untersucht im Vergleich zwischen Deutschland und den USA, inwiefern sich solche Rahmenbedingungen auf die normativen Vorstellungen auswirken, die Autorinnen aus diesen Ländern in ihren Zeitschriftenaufsätzen zum Ausdruck bringen. Hierzu wenden wir ein dreistufiges Vorgehen zur Identifikation, Systematisierung und Kategorisierung von „Sollensvorstellungen“ an und schlagen damit erstmals ein methodisches Verfahren vor, mit dem sich die Normativität von Fachzeitschriftenaufsätzen messen lässt, ohne die zu erfassenden Werte und Normen vorab festzulegen. Indikator für die Normativität der Aufsätze sind die darin artikulierten Sollensvorstellungen und konkreten Handlungsempfehlungen, die sich an verschiedeneKommunikationswissenschaftliche Forschung ist durch die strukturellen Rahmenbedingungen geprägt, unter denen sie entsteht – etwa durch das Wissenschaftssystem, die gesellschaftlichen Erwartungen an Wissenschaft und das Mediensystem des jeweiligen Landes. Die quantitative Inhaltsanalyse untersucht im Vergleich zwischen Deutschland und den USA, inwiefern sich solche Rahmenbedingungen auf die normativen Vorstellungen auswirken, die Autorinnen aus diesen Ländern in ihren Zeitschriftenaufsätzen zum Ausdruck bringen. Hierzu wenden wir ein dreistufiges Vorgehen zur Identifikation, Systematisierung und Kategorisierung von „Sollensvorstellungen“ an und schlagen damit erstmals ein methodisches Verfahren vor, mit dem sich die Normativität von Fachzeitschriftenaufsätzen messen lässt, ohne die zu erfassenden Werte und Normen vorab festzulegen. Indikator für die Normativität der Aufsätze sind die darin artikulierten Sollensvorstellungen und konkreten Handlungsempfehlungen, die sich an verschiedene Gruppen richten können. Die Befunde zeigen keinen Unterschied im Grad der Normativität, wohl aber in den Schwerpunkten, die dabei gesetzt werden: Sollensvorstellungen und Handlungsempfehlungen in den deutschen Aufsätzen konzentrieren sich stärker auf Medien und Journalismus als auf unmittelbare Forschungsgegenstände des Fachs. Die US-amerikanischen Aufsätze hingegen weisen mit Schwerpunkt auf einem gelungenen gesellschaftlichen Zusammenleben stärker über das Fach hinaus und appellieren häufiger an die Verantwortung individueller Akteurinnen. Die Ergebnisse machen deutlich, dass strukturelle Unterschiede – auch vermittelt über die Forschungsgegenstände – die normativen Vorstellungen prägen, die Wissenschaftlerinnen leiten und von ihnen geäußert werden. Damit ruft die Studie die normative Prägung der Kommunikationswissenschaft ins Bewusstsein und liefert neue Erkenntnisse über das Selbstverständnis des Fachs.show moreshow less

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Metadaten
Author:Stephanie Geise, Ulrike Klinger, Melanie Magin, Kathrin Friederike Müller, Cordula NitschORCiDGND, Claudia Riesmeyer, Liane Rothenberger, Christina Schumann, Annika Sehl, Cornelia Wallner, Arne Freya Zillich
URN:urn:nbn:de:bvb:384-opus4-1032572
Frontdoor URLhttps://opus.bibliothek.uni-augsburg.de/opus4/103257
ISSN:0033-4006OPAC
ISSN:1862-2569OPAC
Parent Title (German):Publizistik
Publisher:Springer
Place of publication:Berlin
Type:Article
Language:German
Date of first Publication:2021/02/01
Publishing Institution:Universität Augsburg
Release Date:2023/03/28
Tag:Normativität; Kommunikationswissenschaft; Sollensvorstellungen; Handlungsempfehlungen; Inhaltsanalyse; Vergleichende Forschung; Normativity; Communication Studies; Normative Claims; Guidance; Content Analysis; Comparative Research
Volume:66
Issue:1
First Page:89
Last Page:120
DOI:https://doi.org/10.1007/s11616-021-00638-3
Institutes:Philosophisch-Sozialwissenschaftliche Fakultät
Philosophisch-Sozialwissenschaftliche Fakultät / imwk - Institut für Medien, Wissen und Kommunikation
Philosophisch-Sozialwissenschaftliche Fakultät / imwk - Institut für Medien, Wissen und Kommunikation / Professur für Kommunikationswissenschaft mit Schwerpunkt Öffentliche Kommunikation
Dewey Decimal Classification:3 Sozialwissenschaften / 38 Handel, Kommunikation, Verkehr / 380 Handel, Kommunikation, Verkehr
Licence (German):CC-BY 4.0: Creative Commons: Namensnennung (mit Print on Demand)