Augsburger historische Studien
Herausgeber: Philologisch-Historischen Fakultät, Geschichte
Refine
Has Fulltext
- yes (5)
Year of publication
- 2023 (1)
Document Type
- Master's Thesis (4)
- Magister's Thesis (1)
Language
- German (5)
Keywords
- Bayern (2)
- Geschichte 1945-1949 (2)
- Bayerischer Gewerkschaftsbund (1)
- Deutscher Gewerkschaftsbund, Landesbezirk Bayern (1)
- Deutschland (1)
- Einwohnerwehr (1)
- Geschichte 1919-1933 (1)
- Geschichte 1933-1945 (1)
- Identitätsfindung (1)
- Lehrerinnen (1)
5
Frauen wurden und werden als aktiv handelnde Individuen und auch Täterinnen innerhalb der Forschung zum Nationalsozialismus weitgehend unterschätzt und erst nach und nach erforscht. Denn das NS-System wird oft als ‚männlich‘ definiert. Der Lehrerberuf war aber seit dem 19. Jahrhundert einer der wenigen teilweise akademisch ausgebildeten Berufe, der Frauen offenstand. Lehrerinnen spielten eine genauso wichtige Rolle für die Umsetzung des Nationalsozialismus in den Schulen und der Gesellschaft wie Lehrer. Innerhalb der ländlichen und städtischen Gesellschaft besaßen sie eine hervorgehobene Stellung, waren gut vernetzt und übernahmen oft zusätzliche Tätigkeiten außerhalb der Schule. Dies gab ihnen Handlungsspielräume, brachte sie jedoch auch in den Fokus der Öffentlichkeit. Die individuell möglichen Handlungsweisen werden im Rahmen einer regionalhistorischen Kollektivbiografie von elf Lehrerinnen dargelegt.
4
Obwohl das tradierte Bild der späten Habsburgermonarchie von Joseph Roth bis hinein in die Populärkultur der 1950er und 1960er Jahre der Militärmusik eine zentrale Rolle zuweist, hat die Historiographie das Thema bisher weitestgehend ignoriert. Es bedarf daher neben einer Klärung des Begriffs "Militärmusik" zunächst eines historischen Überblicks über die allgemeine Entwicklung der Militärmusik im Habsburgerreich. Darauf aufbauend wird in dieser Masterarbeit die Praxis der Militärmusik in Kriegs- und Friedenszeiten untersucht. Gerade in Friedenszeiten trat die Sonderstellung der Militärmusik zwischen Militär/Staat und Bevölkerung deutlich zu Tage: sie diente einerseits der monarchisch-obrigkeitlichen Repräsentation, andererseits aber schon früh der Unterhaltung eines breiten Publikums. Formal handelte es sich bei den Regimentskapellen um militärische Institutionen, doch finden sich viele verbindende Aspekte zum Bürgertum. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang besonders die Auswirkungen der staatlichen (Unter-)Finanzierung des Militärmusikwesens, die Sonderrolle der Kapellmeister sowie das Repertoire der Militärkapellen. Dieses enge Verhältnis der breiten Bevölkerung zu "ihrer" Militärmusik lässt sich dank einer durchaus existenten zeitgenössischen Diskussion um die Militärmusik in Österreich-Ungarn auch auf seine ökonomischen, ästhetischen und soziokulturellen Dimensionen hin analysieren. Gerade weil die Regimentskapellen in der Habsburgermonarchie eine so ambivalente Rolle zwischen staatlichen und bürgerlichen Sphären einnahmen, bekamen sie auch die Auswirkungen der nationalitätenpolitischen Spannungen zu spüren. Abschließend wird deshalb speziell auf die Rolle der Militärmusik im Vielvölkerstaat eingegangen.
3
Nachdem während der nationalsozialistischen Herrschaft freie Gewerkschaften verboten waren, bot sich mit Kriegsende 1945 die Möglichkeit, diese wieder aufzubauen. Sie gründeten sich schließlich in Bayern in enger Absprache mit der amerikanischen Militärregierung. Als ihr Dachverband fungierte ab 1947 der Bayerische Gewerkschafts-Bund. Seine Aufgabe war es, eine stabile innere Organisation der einzelnen Gewerkschaften aufzubauen und das aus den Erfahrungen der Weimarer Republik entstandene Prinzip der Einheitsgewerkschaft zu vertreten. Darüber hinaus betrieb er eine aktive Gewerkschaftspolitik. Der Bayerische Gewerkschafts-Bund beschränkte sich hierbei nicht nur auf die klassischen gewerkschaftlichen Themenbereiche wie Lohn- und Tarifpolitik, sondern versuchte sich auch in aktuelle Fragen der Tagespolitik wie Demontagen, Entnazifizierung, Flüchtlingsfragen, Marshall-Plan, Aufbau einer Sozialversicherung oder Gründung von Arbeitnehmerverbänden einzubringen und seine politischen Vorstellungen durchzusetzen.
2
Das Kriegstrauma des Ersten Weltkrieges hatte langfristige Auswirkungen auf die Kultur, das Lebensgefühl und die Politik in der Weimarer Republik. Die Revolution und der darauf folgende Bürgerkrieg verstärkten das gesellschaftliche Klima, das ohnehin von grundsätzlicher Angst vor Neuem, vor Unberechenbarem und von Furcht vor Terror geprägt war. Um sich gegen den drohenden gewaltsamen Umsturz der Sozialisten zu wehren, entstanden neben den paramilitärischen Wehrverbänden die Stadt- und Einwohnerwehren, die zivilen, bewaffneten Selbstschutzverbände zur Unterstützung von Polizei und Militär. Am Beispiel der Wirtschaftselite wird deutlich, wie sehr in dieser Zeit versucht wurde, den eigenen Aktionsradius durch das Wirken in den Wehrverbänden zu erweitern, um dadurch den persönlichen Einflussbereich zu steigern. Die Revolution als ursprünglicher Grund für den Aufbau der Einwohnerwehren trat mit zunehmender politischer und wirtschaftlicher Stabilisierung in der Wahrnehmung zurück. Die Netzwerke, die Strukturen und Ideen wurden hingegen auch nach der Auflösung der Einwohnerwehr in ihren Folgeorganisationen über die ganze Weimarer Zeit hinweg fortgeführt. Die enge Verzahnung der bayerischen Wirtschaftselite mit den Wehrverbänden wirkte letzten Endes mobilisierend, politisierend, polarisierend und republikfeindlich und kann somit als Glied einer Kette teilweise bis hin zum Nationalsozialismus gesehen werden.
1
Die Region im Kopf: Zur regionalen Identitätsbildung der Vertriebenen aus Südmähren in Deutschland
(2015)
Ausgehend von der These, dass Identitäten keine festen Gebilde sind, sondern ständig neu geformt, konstruiert und gefestigt werden müssen, geht die Masterarbeit der Frage nach, wie die seit 1945 in Deutschland lebenden Vertriebenen aus dem Süden Mährens ihre Identifikation mit der Region Südmähren aufrecht erhalten und immer wieder neu beleben konnten. Sie analysiert anhand von Textquellen und Oral History-Interviews, welche Faktoren zur Konstruktion und Intensivierung der regionalen Identitäten der Südmährer beitrugen und bis heute beitragen. Die Besonderheit der hier untersuchten Region liegt darin, dass sie nie eine administrative Einheit bildete. Es handelt sich um das Gebiet am Fluss Thaya nördlich von Niederösterreich, das heute Teil der Tschechischen Republik ist. Die nach dem Zweiten Weltkrieg aus dem Grenzgebiet Vertriebenen haben ihre Region gedanklich neu konstruiert und sich so in ihrer Vorstellung einen eigenen Raum geschaffen, mit dem sie sich identifizieren, in dem sie sich 'subjektiv verorten'. Im Erinnern und Erzählen treten sowohl Selbst- als auch Fremdbilder sowie Praktiken der Selbstbeschreibung, Distinktion, Interaktion und Organisation hervor, die wichtiger Bestandteil regionaler Identitätsformungen sind. Am Beispiel 'Südmähren' werden räumlich-emotionale Konstruktionsprozesse sichtbar, wie sie auch bei weniger komplexen Regionenbildungen abliefen und ablaufen.