Soziale Identität und Identifikationsangebote in der Darstellung der antiken griechischen Geschichte: Eine Untersuchung neuerer Lehrwerke für die Sekundarstufe I

Social identity and identification offers in the presentation of Ancient Greek history: An analysis of recent and current textbooks for lower secondary school

  • Die Studie untersucht die Darstellung der antiken griechischen Geschichte der archaischen und klassischen Zeit in Schulbüchern. Leitende Fragestellung ist die nach identitätsrelevanten Bedeutungskonstruktionen. Gegenstand der Analyse sind 38 zwischen 1992 und 2004 erschienene deutsche Bücher für die verschiedenen Schulformen der Sekundarstufe I. Mit Bezug auf neuere Überlegungen aus den Sozialwissenschaften wird zunächst ein begriffliches Instrumentarium zur Untersuchung gruppenbezogener Identitätsphänomene im Geschichtsunterricht entwickelt. Im Zentrum steht dabei der Begriff der sozialen Identität. In einem ersten Untersuchungsschritt wird gezeigt, dass "die Griechen" weitgehend statisch und entkontextualisiert präsentiert und dabei insbesondere auch aus den Zusammenhängen des Mittelmeerraums gelöst werden. Zu beobachten sind weiterhin ein unsystematischer Umgang mit sozio-ökonomischen Binnendifferenzierungen, Generalisierungen von Teilgruppeneigenschaften und eine charakteristischeDie Studie untersucht die Darstellung der antiken griechischen Geschichte der archaischen und klassischen Zeit in Schulbüchern. Leitende Fragestellung ist die nach identitätsrelevanten Bedeutungskonstruktionen. Gegenstand der Analyse sind 38 zwischen 1992 und 2004 erschienene deutsche Bücher für die verschiedenen Schulformen der Sekundarstufe I. Mit Bezug auf neuere Überlegungen aus den Sozialwissenschaften wird zunächst ein begriffliches Instrumentarium zur Untersuchung gruppenbezogener Identitätsphänomene im Geschichtsunterricht entwickelt. Im Zentrum steht dabei der Begriff der sozialen Identität. In einem ersten Untersuchungsschritt wird gezeigt, dass "die Griechen" weitgehend statisch und entkontextualisiert präsentiert und dabei insbesondere auch aus den Zusammenhängen des Mittelmeerraums gelöst werden. Zu beobachten sind weiterhin ein unsystematischer Umgang mit sozio-ökonomischen Binnendifferenzierungen, Generalisierungen von Teilgruppeneigenschaften und eine charakteristische Unschärfe zwischen dem athenischen und dem griechischen Gruppenkonzept. Durch diese Mechanismen, die sich auch in den antiken Quellen und in fachwissenschaftlichen Deutungstraditionen finden, werden antithetische und stereotypisierende Kontraste erzeugt, etwa zwischen Griechen und "Barbaren" oder zwischen Athenern und Spartanern. In einem zweiten Schritt wird herausgearbeitet, dass die Identifikationsangebote, die mit den auf diese Weise konstruierten Griechen verknüpft sind, in erster Linie durch Bezugnahme auf Ursprünge gegenwärtiger Zustände gekennzeichnet sind, während Vergleiche vor allem in abgrenzender Manier genutzt werden. Die Ursprungsbezüge sind dabei äußerst selektiv, auf ein vorwiegend westlich-europäisch "wir" bezogen, eng mit der Vorstellung von Kontinuität und Fortschritt verknüpft und wirken sich – im Sinne problematischer Verzerrungen – deutlich auf die Darstellung der historischen Sachverhalte aus. Das Potential des Gegenstandes für das interkulturelle Lernen wird in keiner Weise ausgeschöpft. Von den Untersuchungsergebnissen ausgehend werden – unter Heranziehung weiterer Schulbücher aus verschiedenen Zeiten und (v.a. europäischen) Ländern – abschließend Anregungen für die künftige Gestaltung von Lehrplänen und Schulbüchern entwickelt und Forschungsperspektiven aufgezeigt.show moreshow less
  • The study investigates the influence of identity-correlated phenomena on the construction of Ancient Greek history in textbooks. It focuses on the archaic and classical period. The sample consists of 38 textbooks which were published between 1992 and 2004 for the different types of German lower secondary school. Adapting concepts from Social Sciences, the study develops an analytical tool for the examination of group-correlated identity phenomena in history teaching. The term "Social Identity" serves as a key concept. In a first step, the analysis shows that "the Greeks" are presented in quite a static way, dissociated from their historical and geographical (i.e. Mediterranean) context. Moreover, the books evince an unsystematic way of dealing with socio-economic categories of social identity, misleading generalizations of subcategories and a characteristic blurring of the Athenian and the Greek group concept. Those mechanisms – which exist in the antique sources and in the scholarlyThe study investigates the influence of identity-correlated phenomena on the construction of Ancient Greek history in textbooks. It focuses on the archaic and classical period. The sample consists of 38 textbooks which were published between 1992 and 2004 for the different types of German lower secondary school. Adapting concepts from Social Sciences, the study develops an analytical tool for the examination of group-correlated identity phenomena in history teaching. The term "Social Identity" serves as a key concept. In a first step, the analysis shows that "the Greeks" are presented in quite a static way, dissociated from their historical and geographical (i.e. Mediterranean) context. Moreover, the books evince an unsystematic way of dealing with socio-economic categories of social identity, misleading generalizations of subcategories and a characteristic blurring of the Athenian and the Greek group concept. Those mechanisms – which exist in the antique sources and in the scholarly interpretation as well – bring about polarizing and stereotyped pictures of groups, for example between Athenians and Spartans or between Greeks and "barbarians". In a second step the study shows that concepts such as origin, progress and continuity define the connection between past and present, whereas comparisons are generally used to express difference. References to origins are highly selective – the present "we" is clearly to be understood as European, respectively Western – and are responsible for considerable failures in the presentation of the historical facts. The full potential of the topic with regard to intercultural learning is by no means fully exploited. Based on these analyses, the study concludes by offering a number of suggestions for the future development of textbooks respectively curricula as well as perspectives for future research, taking into account additional textbooks from different periods and (mostly European) countries.show moreshow less

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Metadaten
Author:Katja Gorbahn
URN:urn:nbn:de:bvb:384-opus-15142
Frontdoor URLhttps://opus.bibliothek.uni-augsburg.de/opus4/1452
Advisor:Susanne Popp
Type:Doctoral Thesis
Language:German
Publishing Institution:Universität Augsburg
Granting Institution:Universität Augsburg, Philologisch-Historische Fakultät
Date of final exam:2007/07/13
Release Date:2010/10/25
Tag:Schulbuchanalyse; Alte Geschichte <Fach>
social identity; Ancient Greek history; textbook analysis; history teaching
GND-Keyword:Griechenland <Altertum>; Soziale Identität; Deutschland; Geschichtsunterricht; Sekundarstufe 1; Schulbuch; Geschichte 1992-2004
Source:Eine überarbeitete und gestraffte Version dieser Arbeit erscheint in der Reihe "Schriften zur Geschichtsdidaktik" bei V&R unipress.
Institutes:Philologisch-Historische Fakultät
Philologisch-Historische Fakultät / Geschichte
Dewey Decimal Classification:9 Geschichte und Geografie / 90 Geschichte / 900 Geschichte und Geografie
Licence (German):Deutsches Urheberrecht