N. Oubaid, S. Kaur, V. Milke, Sophie Meesters, C. Leminski, A. Ullrich, A. Schieferdecker, K. Kremeike, H. Schulz, R. Voltz, K. Oechsle
- Hintergrund
Die meisten Menschen in Deutschland sterben im Krankenhaus auf nicht-palliativspezialisierten Stationen. Demnach sind Versorgende auf Normal- und Intensivstationen zuständig für die Begleitung der Sterbenden und ihrer Angehörigen. Es ist davon auszugehen, dass sich eine eigene Angst vor der Behandlung sterbender Patient:innen (Thanatophobie) auf die Versorgung auswirkt. Ein Ziel dieser vom Innovationsfonds des gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) geförderten Studie ist deshalb die Identifizierung von Prädiktoren der Ausprägung von Thanatophobie bei Versorgenden auf Normal- und Intensivstationen.
Methode
Online-Mitarbeitendenbefragung (n=201) auf 4 Normal- und 6 Intensivstationen an den Universitätskliniken Köln und Hamburg-Eppendorf, u.a. mit der Thanatophobie-Skala (7 7-stufig Likert-skalierte Items, Summenwert 7-49, hohe Werte stehen für hohe Ausprägung der Thanatophobie). Zur Auswertung wurde ein lineares, hierarchisches Regressionsmodell mit demHintergrund
Die meisten Menschen in Deutschland sterben im Krankenhaus auf nicht-palliativspezialisierten Stationen. Demnach sind Versorgende auf Normal- und Intensivstationen zuständig für die Begleitung der Sterbenden und ihrer Angehörigen. Es ist davon auszugehen, dass sich eine eigene Angst vor der Behandlung sterbender Patient:innen (Thanatophobie) auf die Versorgung auswirkt. Ein Ziel dieser vom Innovationsfonds des gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) geförderten Studie ist deshalb die Identifizierung von Prädiktoren der Ausprägung von Thanatophobie bei Versorgenden auf Normal- und Intensivstationen.
Methode
Online-Mitarbeitendenbefragung (n=201) auf 4 Normal- und 6 Intensivstationen an den Universitätskliniken Köln und Hamburg-Eppendorf, u.a. mit der Thanatophobie-Skala (7 7-stufig Likert-skalierte Items, Summenwert 7-49, hohe Werte stehen für hohe Ausprägung der Thanatophobie). Zur Auswertung wurde ein lineares, hierarchisches Regressionsmodell mit dem Thanatophobie-Summenwert als abhängige Variable und 7 theoretisch abgeleiteten potenziellen Prädiktoren (Modell 1: Geschlecht, Alter, Stationstyp, Berufsgruppe, Religiosität; Modell 2: Modell 1+Abgrenzungsfähigkeit, Kenntnisse über Palliativarbeit) berechnet.
Ergebnisse
Der Thanatophobie-Summenwert beträgt M=16,5 (SD=8,0). Modell 1 ist signifikant (ρ=0,002) und erklärt 9% der Gesamtvarianz (R2). Jüngeres Alter (β=-0,16 ρ=0,032), männliches Geschlecht (β=0,14 ρ=0,044), ärztliche oder pflegerische Tätigkeit (β=-0,16 ρ=0,030) und die Tätigkeit auf einer Normalstation (β=0,19 ρ=0,008) erhöhen die Thanatophobie. Modell 2 ist signifikant (p<0,001) und erklärt 34% (Δ 25%) der Gesamtvarianz. Die Tätigkeit auf einer Normalstation (β=0,15 ρ=0,016), geringere Abgrenzungsfähigkeiten (β=-0,39 ρ<0,001) und geringere Kenntnisse über Palliativarbeit (β=-0,27 ρ<0,001) erhöhen die Thanatophobie.
Schlussfolgerung
Die Soziodemografie und Stationszugehörigkeit der Versorgenden sind zwar Prädiktoren des Ausprägungsgrads von Thanatophobie, jedoch wird die Wichtigkeit soziodemografischer Merkmale bei der zusätzlichen Einbeziehung von emotionalen und wissensbezogenen Aspekten zur Versorgung sterbender Patient:innen deutlich relativiert. Um Thanatophobie vorzubeugen und zu reduzieren, sollte sie konkret in Fortbildungen adressiert werden – u.a. im Zusammenhang mit möglichen Abgrenzungsstrategien und Wissen um die Versorgung sterbender Patient:innen. Dies bietet sich insbesondere für Versorgende von Normalstationen an.…

