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In der vorliegenden Studie wurde erstmalig die Hochwassergeschichte des gesamten Bayerischen Alpenvorlands (BAV) systematisch erhoben und analysiert. Das primäre Ziel, die Hochwassergeschichte des BAV zu rekonstruieren, konnte für einen Zeitraum vom 14. Jh. bis einschließlich 2010 realisiert werden. Auf Basis schriftlicher Überlieferungen und Instrumentendaten galt der Langzeitvariabilität der Hochwasserhäufigkeit und den klimatischen Parametern der Hochwassergenese ein besonderes Interesse.
Das BAV wird anhand der Donautributäre Iller, Lech (mit Wertach), Isar und Inn (mit Salzach) definiert. Im räumlichen Focus standen die außeralpinen Flussabschnitte der kalkalpinen Fließgewässer. Auf Grundlage deskriptiver historischer Quellen sowie behördlicher Messdaten konnten lange, kohärente Zeitreihen der Hochwasserhäufigkeit generiert werden, die in Abhängigkeit der Datenlage bis in das 14. Jh. zurückreichen. Ab 1826 konnten behördliche Messdaten der frühen Instrumenten Periode, für wenigstens eine repräsentative Pegelmessstelle je Flusslauf, erhoben und aufbereitet werden. Die Messdaten der modernen Instrumentenperiode (ab 1900) wurden ebenfalls in die Zeitreihen der Hochwasserhäufigkeit integriert. Insgesamt konnten sechs (mit dem inneralpinen Inn sieben) regional differenzierte Hochwasserzeitreihen generiert werden, die zu einer Gesamtzeitreihe für das BAV zusammengefasst wurden. Auf Basis 31-jähriger gleitender Hochwasserhäufigkeiten lassen sich für das gesamte BAV 9 hochwasserreiche Phasen seit Beginn des 14. Jh.s bis heute nachweisen. Die Phasenlängen der hochwasseraktiven Phasen variieren zwischen 60 und 80 Jahren, die Phasen reduzierter Hochwasseraktivität sind im Mittel von kürzerer Dauer.
Der grundlegenden Datenerhebung und -aufbereitung folgte als ein weiteres Arbeitsziel die Differenzierung der zeitlichen wie räumlichen Variabilität der Hochwasserfrequenz im BAV. In diesem Zusammenhang lässt sich die Bedeutung der Sommerhochwasser und ein Ost-Westgradient der räumlichen Hochwasserverteilung innerhalb des Untersuchungsraumes hervorheben. Neben subjektiven Rekonstruktionen zu hochwasserauslösenden Wetterlagen stand des Weiteren das Auffinden hochwasserbegünstigender klimatischer Rahmenbedingungen im Focus der Analyse. Die Auftrittsvariabilität hochwasserreicher/armer Phasen wird dabei von klimasysteminternen wie -externen Faktoren beeinflusst. Zwischen den Jahren 1610 bis 1930 können auffällige Korrelationen zwischen der Sonnenfleckenaktivität und der Hochwasserfrequenz des BAV aufgezeigt werden. Die hohe Variabilität der Zusammenhänge von Hochwasseraktivität und klimatischen Rahmenbedingungen lässt sich anhand der Korrelationen von Hochwasserfrequenzen und der Nordatlantischen Oszillation (NAO), darlegen. Ab 1830, dem Beginn einer auffälligen klimatische Phase, können hochsignifikante Korrelationen zwischen der Hochwasserfrequenz der Sommermonate und der NAO aufgezeigt werden.
Unter Zuhilfenahme rekonstruierter Luftdruckfelder für den nordatlantisch/europäischen Raum und der Anwendung multivariater statistischer Verfahren wie der Hauptkomponentenanalyse, konnten charakteristische hochwasseranfällige Zirkulationsmuster bestimmt werden. Die Luftdruckdaten liegen in unterschiedlicher zeitlicher Auflösung vor und können ab 1500 in saisonaler und ab 1658 in monatlicher Auslösung zur Analyse hochwasserrelevanter Zirkulationsdynamik eingesetzt werden. Unter Anwendung hauptkomponentenanalytisch abgeleiteter Indizes konnten die Auftrittsvariabilität in zeitlicher Hinsicht sowie die Hochwasserbedeutsamkeit der charakteristischen Zirkulationsmuster bestimmt werden. Die gewonnen Zirkulationsmuster lassen sich wiederum mit unterschiedlichen Modi der NAO in Zusammenhang bringen. Zur Verifizierung der Zirkulationsdynamik, die auf rekonstruierte Luftdruckdaten mit eingeschränkter zeitlicher Auflösung basieren, wurden zusätzlich gemessene Luftdruckdaten herangezogen die ab 1850 in täglicher Auflösung vorliegen.
Die vorliegende Arbeit zeigt die Bedeutung langer Zeitreihen für das Verständnis der Hochwasserhäufigkeit sowie der Hochwassergenese in Kontext multipler klimatischer Rahmenbedingungen auf. Die Komplexität des Langzeitverhaltens der Hochwasserentwicklung im BAV lässt sich nicht mit Zeitreihen erklären, die sich auf das 19. und 20. Jh. beschränken, sondern bedarf einen möglichst weit in die Vergangenheit zurückreichenden Blick. Insgesamt konnte mit der Untersuchung ein wichtiger Beitrag zum Verständnis der Langzeitvariabilität von Hochwasserhäufigkeiten und -genese im BAV geleistet werden.