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Abhängigkeiten im globalen Kapitalismus stellen eine historische Kontinuität dar. Wie diese sich seit dem Ende der formalen Kolonialherrschaft in ökonomischer und politischer Hinsicht fortsetzen, hat Mitte des 20. Jahrhunderts zunächst vor allem der lateinamerikanische Dependenzansatz prominent diskutiert. Der vorliegende Beitrag argumentiert, dass politische und ökonomische Abhängigkeiten trotz Verschiebungen gegenüber der Ausgangslage der dependenztheoretischen Diskussionen der 1970er Jahre weithin fortbestehen und sich nicht allein über die Betrachtung ökonomischer Kennziffern beschreiben lassen. Gerade auch im Hinblick auf zwei Leerstellen des Dependenzansatzes, der Aneignung von un(ter-) bezahlter Sorge- und Subsistenzarbeit sowie am kostenlosen Zugriff auf Natur, zeigen sich Machtbeziehungen und Abhängigkeitsverhältnisse, auf denen die kapitalistische Weltwirtschaft weiterhin beruht.
Challenging the three faces of extractivism: the Mapuche struggle and the forestry industry in Chile
(2023)
The Mapuche movement is among the most important social movements in post-dictatorship Chile. Since the 1990s, the Mapuche struggle has increasingly turned into a violent conflict over land usage and environmental degradation. By referring to theories of global capitalism and political ecology, we show how forestry extractivism has shaped the Mapuche struggle. Based on extensive fieldwork in the region of La Araucanía, we analyze how different forms of inequalities including social marginalization, cultural repression, and ecological inequalities have led to discontent. In reaction to this multi-dimensional discontent, the Mapuche have developed indigenous forms of ‘collective bargaining by riot’ by attacking the local extractivist network. We identify the transnational forestry industry as a major driver of conflict and discuss the limits of Chile’s extractivist model.
Clean capitalism? Ambiguities in Marx's critique of political economy from a global perspective
(2020)
Jakob Graf wirft in diesem Open-Access-Buch die Frage auf, wie sozialökologische Konflikte am Rande der Weltwirtschaft soziologisch verstanden werden können. Dabei zeigt er, dass gerade in durch Rohstoffausbeutung gekennzeichneten Ländern des Globalen Südens große Teile der Erwerbstätigen nicht mittels Lohnarbeit in den globalen Kapitalismus integriert werden. Aus Sicht der kapitalistischen Weltwirtschaft sind große Teile der weltweiten Armen vielmehr „überflüssig“. Der Autor zeigt, dass diese Menschen allerdings nicht einfach „arbeitslos“, sondern vielfach wirtschaftlich aktiv sind; sie tragen in entscheidendem Maße zum Überleben der Menschen in ärmeren Ländern bei. Wie aus dem Widerspruch zwischen diesen lokalen „bedarfsökonomischen“ Aktivitäten und der kapitalistischen Wirtschaft sozialökologische Konflikte entstehen, verdeutlicht Graf am Beispiel der indigenen Mapuche im Süden Chiles. Diese setzen sich gegen die Expansion der industriellen Forstwirtschaft zur Wehr, die für die Weltmärkte in riesigen Forstplantagen Zellstoff produziert. Als historisch "Enteignete" kämpfen die Mapuche für die Wiederaneignung ihres Landes und ihrer Ressourcen. Graf analysiert die Funktionsweise derartiger Konflikte, er fragt, wie sich die soziale Gruppe der „Überflüssigen“ soziologisch verstehen lässt.
Der Beitrag verbindet aktuelle Diskussionen um soziale Reproduktion mit einer Diskussion zu den »Überflüssigen«. Theorien der sozialen Reproduktion gehen tendenziell davon aus, dass kapitalistische Produktion und soziale Reproduktion über Lohnarbeit funktional vermittelt sind. Dagegen konstatieren Publikationen über die surplus society, dass große Teile der Weltbevölkerung nach wie vor kaum mittels kapitalistischer Lohnarbeit in den globalen Kapitalismus integriert sind. Diese Diagnose belege ich datenbasiert und vertrete die These, dass wir für ein Verständnis der Konflikte um soziale Reproduktion im Globalen Süden die Rolle des bedarfsökonomischen Sektors, öffentlicher Güter und sozialer Infrastrukturen in den Blick nehmen müssen.
Dysfunktional fürs Kapital: aktuelle Debatten um die "Surplus Populations" in der Weltwirtschaft
(2025)
In recent decades, extractivist industries in Chile have expanded significantly. One of these activities is industrial forestry, which is oriented towards the export of large quantities of pulp and is now one of the country’s most important economic sectors. However, its extremely extensive monocultures of pine and eucalyptus plantations in the central south of Chile are associated with widespread
social exclusion and ecological destruction. But forestry is not the only source of conflict. In recent decades, Indigenous territory has been revalued for its potential to produce non-conventional renewable energies, which has meant the deployment of numerous hydroelectric, wind and photovoltaic projects that have opened up a new field of conflict. This is especially true in the former territory
of the indigenous Mapuche. Their mode of production and living is particularly affected by the destruction of the ecosystems by forest plantations and energy projects. Our contribution shows, first, that especially in the context of progressive climate change, these industrial activities in the central south of Chile lead to
considerable ecological destruction and social exclusion. Second, we demonstrate how this primarily affects the indigenous Mapuche and, third, how this can be understood as “environmental racism in colonial continuity”. Finally, our contribution will deal with the question of how the situation in Chile is currently being managed politically and how this is to be assessed.
Chile ist in den vergangenen Jahren politisch deutlich nach links gerückt. Dies hat vor allem mit der Intensivierung einer Vielzahl von Protesten und sozialen Bewegungen in den 2010er-Jahren zu tun. Die soziale Rebellion Ende 2019 erschütterte das neoliberale Modell nachhaltig und verlieh einer Linken links der Sozialdemokratie starken Aufwind. Allerdings scheiterte zuletzt der maßgebliche politische Prozess, der eine neue Verfassung erarbeiten und diejenige der Militärdiktatur ersetzen sollte. Der vorliegende Artikel erörtert die Gründe für den Aufstieg der Linken in Chile sowie die Ursachen ihrer jüngeren Rückschläge.
Introducción
(2018)