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Ulrich Brand, Markus Wissen und Stephan Lessenich haben die Gesellschaften des Globalen Nordens zuletzt einer scharfen Kritik unterzogen, indem sie auf die dort vorherrschende global nicht-verallgemeinerbare Lebensweise sowie der Externalisierung sozial-ökologischer Kosten in Länder des Globalen Südens verwiesen. Während in beiden Büchern die Verteilungsfrage zwischen „Nord“ und „Süd“ im Zentrum der Analyse stehen, wurde gleichzeitig eine Debatte in Deutschland hervorgerufen, die unter anderem die Frage stellte, ob diese Perspektive nicht die Klassenverhältnisse innerhalb der Zentren vernachlässige. Schaut man sich allerdings die Kehrseite der Externalisierung und der imperialen Lebensweise an – also die Länder der Peripherie – sind Fragen nach globaler Ungleichheit schon auf den ersten Blick mit Klassenverhältnissen verbunden. Dies gilt für ökonomische, ökologische oder politische Ungleichheiten. Die Klassenverhältnisse in Ländern des Globalen Südens bedingen nicht nur die ungleiche Verteilung der Ressourcen innerhalb dieser Länder, sondern sind ausschlaggebend für die Aufrechterhaltung und Gewährleistung der Internalisierung externer Kosten. Am Beispiel Chiles werden wir im Folgenden den Zusammenhang zwischen internen Klassenverhältnissen, Internalisierung und imperialer Lebensweise aufzeigen.
Big parts of the left refer to Rosa Luxemburg and Antonio Gramsci as two main theorists of organization theory. In this article, we present their thinking towards problems of class consciousness, the activity of the masses, bureaucracy, political parties, parliament and hegemony. We argue that in main regards they complement each other. Finally we figure out how one can use this theoretical approach under today’s different conditions and which problems might appear if we don’t bear in mind such differences.
Climate change and forest fires are bringing global forest management back into the public eye. One of the most important players on a global level is the Forest Stewardship Council (FSC), which certifies forest products. This article argues that market-based regulatory mechanisms such as the FSC have systematic weaknesses and, using the example of the Chilean forest industry, shows that this is particularly true for the regulation of global extractivist commodity chains. It argues that private regulatory mechanisms such as FSC perpetuate global dependencies, ecological problems, and social inequalities.
Chile erlebt seit Oktober 2019 eine Welle sozialer Proteste. Dem Aufstand gegen das »neoliberale Modell« schlossen sich innerhalb kürzester Zeit große Teile der Bevölkerung an und beteiligten sich an monatelangen Auseinandersetzungen und Organisierungsprozessen. Unsere These ist, dass es sich dabei um Klassenkonflikte handelt, die sich allerdings in ihrer Form von typischen Kämpfen zwischen Kapital und Arbeit unterscheiden, wie wir sie in der Regel im Anschluss an Marx denken und aus den globalen Zentren der Weltwirtschaft kennen. Obwohl sich die betrachteten Auseinandersetzungen stark um die Themen der Kommodifizierung und Unsicherheit drehen, handelt es sich aber auch nicht um klassenübergreifende Konflikte gegenüber dem Markt im Sinne von Polanyi. Am chilenischen Fall zeigen wir vielmehr, dass Klassenkonflikte außerhalb des engen Feldes betrieblicher Auseinandersetzungen eigene Formen annehmen können, was entscheidende Konsequenzen in Bezug auf die damit einhergehenden Machtressourcen, Subjekte, aber auch Potenziale beinhaltet.
So-called surplus populations have repeatedly been the focus of critical analyses in recent years. This refers to a large social group that comprises most of the population in the Global South and is characterised by the fact that it is not integrated into the capitalist mode of production to any relevant extent through wage labour. The consequence is that these surplus populations must reproduce themselves largely outside of capitalist relations of production in a strict sense. This article addresses two research gaps. First, the debate on surplus populations has so far focused mainly on Asian or African contexts and has hardly been related to Latin America; second, this debate on surplus populations has not been linked to the large number of socio-ecological conflicts surrounding their social reproduction in this region. This article shows that this perspective is extremely insightful and illustrates this by looking at the conflict between the forestry industry and the indigenous Mapuche in southern Chile.
La Región de La Araucanía, situada en el sur de Chile, ha sido modelada por procesos de ocupación colonial y de inversión del capital extractivo. La dinámica de apropiación y ocupación del territorio ha significado un incesante conflicto y tensión entre sus actores durante cuatro siglos de historia. Sin embargo, ha sido en los últimos 140 años que el Estado chileno ha afirmado la incorporación del territorio a su ordenamiento nacional, generando un proceso de desterritorialización y re-territorialización, lo que ha involucrado un conjunto de conflictos con serias consecuencias para su población. En este trabajo presentamos a una mirada a la nueva ruralidad constituida a partir de este proceso, en relación con el extractivismo. Damos cuenta de algunos de los principales enclaves extractivos, pensando en la red de poder que constituye y da forma a la región de la Araucanía. Proponemos algunas reflexiones e invitaciones a generar investigaciones orientadas al trabajo empírico, intercultural y situado del conocimiento.
Die ökologische Krise macht deutlich, dass die Verhältnisse zwischen Mensch und Natur wieder zu einem zentralen Gegenstand kritischer Sozialwissenschaft und die Pluralität der gesellschaftlichen Naturverhältnisse in den Blick genommen werden müssen. Der Beitrag versteht den Kapitalismus im Anschluss an Louis Althusser als »komplex strukturiertes Ganzes«, das auf der Gleichzeitigkeit verschiedener Produktionsweisen beruht. Dies beleuchtet verschiedene und teilweise konfligierende gesellschaftliche Naturverhältnisse innerhalb kapitalistisch dominierter Gesellschaften, welche nicht nur unterschiedliche Betroffenheiten von Umweltzerstörungen und Klimawandel erzeugen, sondern auch spezifische Konfliktdynamiken und emanzipatorische Potenziale in der ökologischen Krise.
The article focuses on the question why Chile’s extractivist accumulation model is so stable despite ongoing protest, many years of a political left turn in Latin America and wide-ranging ecological damages caused by the extractive industries. It does not only take into account the appropriation of nature but analyses the appropriation of power by a small Chilean class of big company owners. The huge inequality which characterizes Chile’s society also shapes political power. The article distinguishes different power resources of Chile’s big business class and explains how these explain the surprising continuity of Chile’s extractivist economy in a socio-ecological deadlock.
Macht der Märkte oder Macht in Märkten? Zur Bedeutung von Asymmetrien in der Zirkulationssphäre
(2021)
Macht auf Märkten ist im Kapitalismus keine Ausnahme, sondern ein Resultat seiner innersten Bewegungsgesetze. Unternehmen nutzen sie, um sich Vorteile zu verschaffen und um sich fremde Arbeit und Natur anzueignen. Dennoch wurde Macht in der jüngeren Kapital-Rezeption häufig auf den »stummen Zwang der ökonomischen Verhältnisse« reduziert und als anonym, versachlicht und strukturell verstanden. Konkrete Machtausübung fände nur innerhalb der Fabrik statt, in die die Lohnabhängigen qua freiwilligem Vertrag eingetreten seien. Ein derartiges Verständnis von Kapitalismus nimmt die liberale Ideologie, die Marx kritisieren wollte, für bare Münze. Dementgegen vertrete ich die These, dass Marktmacht und hierarchische Märkte zur Kernstruktur kapitalistischen Wirtschaftens gehören und eine Form darstellen, wie sich dominante Akteure Werte, Profite und Natur sichern.